Bäume pflanzen


Ich war skeptisch, als Cora Brandt davon erzählte, dass Bäume pflanzen ein Ausweg aus der Klimakrise sein kann. Natürlich ist es sinnvoll, Bäume zu schützen und neue zu pflanzen, aber …

Als ich jedoch in ihrem Buch folgende Zahlen las, wurde ich nachdenklich: Der deutsche Wetterdienst (DWD) hat an einem heißen Sommertag in Frankfurt am Main in einer Fußgängerzone ohne Baum und Strauch 40 ° im Schatten gemessen. In einer Fußgängerzone in der Nähe mit Bäumen waren es nur 37°! Und in einer kleinen Grünanlage, nicht weit entfernt, bewegte sich die Temperatur sogar nur um 33-34°!

Dass ein paar Bäume und Sträucher derartige Auswirkungen auf die Temperatur haben könnten, hätte ich nicht erwartet. Selbstverständlich müssen auch die Politiker/innen mit ihren Entscheidungen und Maßnahmen dazu beitragen, dass die Klimakrise nicht weiter eskaliert. Und die Demonstrationen der jungen Leute, ausgelöst durch das Engagement von Greta Thunberg, beobachte ich mit großer Anteilnahme (und überlege, wie ich mich beteiligen kann).

Ebenso begeistert mich der Gedanke, praktisch etwas beitragen zu können. Zwei Obstbäume in meinem Garten sind im Laufe der Jahre eingegangen. Jetzt überlege ich, was für einen Baum ich neu pflanzen kann.

P.S. Das Buch von Cora Brandt heißt „Wüsten, Krieg und Klima-Krise – Zusammenhänge und Lösungsversuche“.

Quellen im Deister


Der Frühling ist die beste Jahreszeit, um Quellen aufzusuchen. Nicht umsonst hat das englische Wort „spring“ zwei Bedeutungen: Frühling und Quelle. Das passt: Der Frühling ist eine ZEIT des Neuanfangs in der Natur, Quellen sind ORTE des Neuanfangs.

Kürzlich lernte ich zwei Quellen im Deister bei Hannover kennen, die unterschiedlicher nicht sein können. Die Quelle der Steinbeeke und die Sölterquelle, beide sind von Bredenbeck, Wennigsen und Springe aus zu erreichen.

Die Steinbeeke entspringt am Fuß eines Baum bestandenen Hügels, mit aller Macht quillt das Wasser aus den Ritzen und Fugen des steinigen Untergrunds und bildet sofort einen ansehnlichen Bach. In der Nähe steht eine mächtige Buche mit einer Widmung: sie erinnert an eine Köchin namens Maria, die in den 20er Jahren die italienischen Arbeiter des nahe gelegenen Steinbruchs so gut versorgte, dass wir ihrer noch heute gedenken. Auch die Quelle verströmt eine nährende, freundliche Atmosphäre, voll und ganz präsent im Hier und Jetzt.

Einen völlig anderen Eindruck vermittelt die Sölterquelle. Einst rasteten dort die Söltjer, die Salzsieder, und tränkten ihre Pferde, wenn sie sich von Münder aus über den Deister aufmachten, um das Siedesalz zu verkaufen. Nur wenige kleine Pfützen mit morastig-bräunlichem Wasser zwischen dicken Moosballen weisen auf die Quelle hin. Die Stimmung ist verträumt, der Ort lädt dazu ein, in andere Welten abzutauchen. Sei es tief in die Erde oder hoch in den Himmel, auf den das Geflatter und Gezwitscher von Vögeln aufmerksam macht.

Für jede Stimmung der passende Ort!

Immer wieder: die Balance


Ich hatte, was selten vorkommt, eine unruhige Nacht, und morgens klingelte der Schornsteinfeger schon vorm Frühstück. In aller Eile rückte ich ein Regal beiseite und breitete Zeitungspapier aus, damit er sich an die Arbeit machen konnte.

Als ich dann endlich in Ruhe eine Tasse Tee trinken konnte, merkte ich, dass ich etwas aus der Balance geraten war, mich atemlos, gehetzt, unzufrieden fühlte. Ich spürte ein auffallend starkes Bedürfnis nach dem gewohnten Tagesbeginn, nach Routine. Und das bei einem so harmlosen Ereignis wie dem Auftauchen des Schornsteinfegers vorm Frühstück nach einer schlechten Nacht! Schlagartig wurde mir bewusst, wieviel Sicherheit die gewohnte Struktur vermittelt.

Ich musste an meine erwachsenen, ausländischen Schüler und Schülerinnen denken, Flüchtlinge, die nahezu jegliche gewohnte Struktur, ihre Umgebung, Arbeit, Freunde und häufig auch Familie verloren hatten. Vielleicht klammern sich daher gerade die Älteren unter ihnen so an Gewohntes: vertraute Mahlzeiten, mit bekannten Zutaten auf herkömmliche Art zubereitet, vertraute Familienstrukturen, vertraute Verhaltensweisen, die leider nicht immer in unseren deutschen Alltag passen (bei Regen geht man nicht aus dem Haus, allein geht man/frau nicht zum Arzt…)

Auch meine Eltern waren Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg, und mein Vater, seine Eltern und zahlreichen Geschwister klammerten sich aneinander und an die katholische Religion. Jahrzehnte später, als sich neue, tragende Strukturen gebildet hatten, löste sich bei meiner Generation diese Starre allmählich auf.

Das erste Mal

Gestern habe ich das erste Mal in diesem Jahr zehn Minuten auf einer Bank in der Sonne gesessen und Kaffee getrunken. Heute bin ich das erste Mal wieder mit dem Fahrrad auf dem Markt gewesen… Ich könnte die Reihe fortsetzen: die ersten gelbblühenden Winterlinge, dann die ersten Schneeglöckchen…

Das erste Mal zaubert ein Lächeln aufs Gesicht. Der Dichter Hermann Hesse hat diese Faszination wunderbar in Worte gekleidet: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben“, heißt es in seinem Gedicht „Stufen“.

Der Zauber des ersten Mals schützt uns vor dem Abstumpfen, vor Routine und Gleichgültigkeit. Er hilft uns, lebendig zu bleiben, wach zu sein, zu spüren und zu fühlen.

Eigentlich sollten wir uns diesen Zauber viel öfter gönnen, nicht nur im Frühling… Was ist mit dem Job, der schon lange anödet? Dem lange geplanten Umzug, Veränderungen in Beziehungen? Der Frühling ist eine gute Zeit, um das „erste Mal“ etwas Neues zu wagen. Die Energie in der Natur, die darauf drängt, Neues in die Welt zu bringen, unterstützt uns dabei.

Neumond im Wassermann


Montag, 4.2.19, war Neumond, Neumond im Wassermann. Bin gespannt, was da Neues auf mich zukommt, dachte ich. Wobei ich natürlich nur an Gutes dachte. Der Wassermann (ein Luftzeichen, obwohl es den Namen Wassermann trägt) ist bekannt für seine quirligen, außergewöhnlichen Ideen; seine Energie kann Klarheit bringen, die manchmal auch weh tun kann.

Nun ja, bis Dienstagabend tat sich nichts, jedenfalls nichts Ungewöhnliches. Fast war ich enttäuscht. Doch dann kam ein Anruf, auf den ich in dem Augenblick gerne verzichtet hätte. Dabei war es gar nichts Schlechtes, was ich erfuhr, ja, sogar eher etwas Gutes. Aber es war eine Wahrheit, die zunächst weh tat.

Training “In der Mitte bleiben”


Seit Anfang dieses Jahres sind abwechselnd mein Auto und mein Computer in der Werkstatt. Erhalte ich die Nachricht, dass der PC in Ordnung ist, fällt prompt der Wagen wieder einmal aus, und das fern der Heimat auf einer Autobahnbrücke. Gelernt, meine Umwelt als Spiegel zu betrachten, fragte ich mich, was das zu bedeuten hat, was es mit mir zu tun hat. Und ob ich etwas zu ändern hätte.

Die kurze Antwort auf meine (innerlich) gestellte Frage lautete: Prüfung. Dasselbe ergab eine schamanische Reise, die eine Freundin für mich machte: Bleib so, wie du bist. Die Ereignisse sind ein Training, ein Übungsfeld, um zu lernen in jeder noch zu unerfreulichen Situation in der Mitte zu bleiben.

Das ist eine interessante Sichtweise, fern der psychologischen Deutungen, die ich gewohnt bin. Nichts von wegen: du hast das und das falsch gemacht, wenn du das änderst, läuft alles glatt. Nein: du wirst geprüft, geschult darin, in schwierigen Momenten ruhig zu bleiben. Das erinnert mich an vergangene Zeiten, als Unglücksfälle und Schicksalsschläge als Gottes Werk betrachtet wurden. (Wobei ich den Ausfall eines Computers oder Autos als eine vergleichsweise kleine Katastrophe ansehe, und trotzdem können sie aus der Bahn werfen).

Nach wie vor halte ich es für richtig, sich zu fragen, ob die eigene Art und Weise zu leben, richtig, das heißt in Harmonie mit der Schöpfung ist. Und doch hat mich die Antwort der Spirits daran erinnert, dass es nicht nur in unserer Hand liegt, ob unser Leben ohne Schwierigkeiten verläuft. Wir sind nicht allmächtig. Wichtig ist es allein, in der Mitte zu bleiben.

Von namenlosen Bächen und einem Fluss, der als Person gilt


Ich bin dabei, eine längst vergriffene Broschüre über Quellen im Schaumburger Land zu überarbeiten. Auch Bäche beziehe ich diesmal mit ein. Irgendwann fiel mir beim Studium der Landkarten auf, dass es kaum Bäche gibt, die einen Namen haben. Zumindest nicht auf den Karten. Und selbst wenn sie auf Karten verzeichnet sind, wer weiß schon, dass der Bach, der in Stadthagen an der Kreisverwaltung, hinter den Schulen und dem Tropicana entlang fließt, Krummer Bach heißt? Jahrelang bin ich fast täglich auf der Jahnstraße über diesen Bach gefahren, ohne dieser Lebensader der Erde Beachtung zu schenken. Außer bei Kindern und Hunden findet das Gewässer nur dann Aufmerksamkeit, wenn Starkregen fällt, und der Bach das Wasser nicht mehr fassen kann, wenn Keller überfluten oder es zu sonstigen Schäden kommt.

In Neuseeland gibt es seit März 2017 einen Fluss, der den Rechtsstatus einer Person hat. Der Whanganui oder Te Awa Tupua hat laut Gesetz alle Rechte und Pflichten, die auch Menschen zugesprochen werden. Ein Bevollmächtigter der Whanganui Iwi, der indigenen Bevölkerung, und ein Vertreter der neuseeländischen Regierung sind dafür verantwortlich, die Interessen des Flusses zu schützen. Sein Interesse (ich spreche hier von dem Fluss als Person!) nicht vermüllt, verdreckt, beschmutzt zu werden, als Mittel zu fremden Zwecken benutzt zu werden, zum Besitz anderer Personen zu werden.

Bäche, Flüsse, Bäume, Steine, überhaupt das Land, die Erde als lebende Wesen zu betrachten, was für ein Schritt! Ich gehe davon aus, dass zu diesem Schritt beitragen kann, die Namen all dieser Wesen um uns herum zu kennen. Etwas, das einen Namen hat, wird aus der anonymen Masse hervorgehoben, erhält ein Gesicht, Individualität, wird zu einer – wie auch immer gearteten – Person.

Überraschungen zum Jahresanfang


Wenn dieses Jahr so wird wie sein Beginn – man sagt ja, im Keim steckt die Pflanze -, dann kann ich mich auf ein Wechselbad von Herausforderungen und erfreulichen Erfahrungen gefasst machen. Zunächst ging mein Auto auf einer längeren Fahrt kaputt – aber ich kam gerade noch nach Hause und erlebte daheim eine überwältigende Fülle von Hilfsangeboten.

Eine Freundin bot mir an, mich am nächsten Morgen zu einem wichtigen Termin zu fahren. Leider verpassten wir uns am vereinbarten Treffpunkt, mein Handy hatte eine alte Nummer von ihr eingespeichert, so dass ich sie nicht erreichen konnte, ihren Anruf konnte ich aus irgendwelchen Gründen nicht entgegennehmen – aber durch einen glücklichen Zufall begegneten wir uns im letzten Moment, bevor ich mir ein Taxi hätte bestellen müssen.

Zu der traditionellen Kaffeerunde bei mir am Anfang des Jahres wollte eine Freundin ihren berühmten Käsekuchen mitbringen. Leider hatte sie es über dem Silvester- und Neujahrstrubel mit Kindern und Freunden vergessen, was noch nie passiert war – doch prompt bot sich eine andere Freundin an, Kuchen zu besorgen, den wir uns gut schmecken ließen.

Alles noch einmal gut gegangen! Es sieht so aus, dass Vertrauen und Flexibilität gefragt ist in diesem Jahr, für mich auf jeden Fall.

P.S. Regina, ob das der Uranus ist, der mit allerhand Überrraschungen aufwartet??

Übergänge


Kleine, größere und große Übergänge gibt es, jeder Morgen, jeder Abend ist eine Brücke zwischen Welten, eine Zeit, sich neu zu besinnen und neu anzufangen. Und in ein paar Tagen steht ein größerer Übergang bevor. Silvester, Neujahr.

In unserer Gesellschaft gibt es nicht viele Übergangsriten, die von einer großen Mehrheit akzeptiert und gemeinsam gefeiert werden. Eins dieser Rituale ist das Feuerwerk und die Knallerei am 31. Dezember. Es gibt natürlich Gründe, den Lärm und die enormen Geldausgaben für dieses alljährliche Ereignis abzulehnen. Aber…

Aber dennoch: ein tieferer Hintergrund für diesen Brauch ist es, böse Geister zu vertreiben und Licht und Freude ins Leben zu rufen. Und, so begangen, können sich positive Auswirkungen aufs alltägliche Leben bemerkbar machen. Als unsere Kinder klein waren, zogen wir Silvester rasselnd und trommelnd mit lautem Krach ums Haus, um unwillkommene Besucher und Gespenster zu verjagen. Torsten hatte eine Knallerburg gebaut, die zischend und leuchtend in die Luft ging. Ein Knaller landete leider auf meinem neuen Mantel, doch kleine Opfer müssen manchmal sein…

Einige Zeit später hatte Torsten aus irgendeinem Grund abends Angst. Seine Kuscheltiere und selbstgebastelte Schilde waren rund ums Bett aufgebaut, trotzdem beunruhigte ihn irgendetwas. Da erinnerte er sich plötzlich an Silvester, unseren lautstarken Gang ums Haus, die Knaller. „Ach, wir haben ja Silvester die bösen Geister alle verjagt,“ fiel ihm plötzlich ein. Und er schlief beruhigt ein.

Die Wintersonnenwende, die Naturgeister und der Vollmond


Heute morgen bin ich mit einer Melodie auf den Lippen aufgewacht. Ich summte eine Weile vor mich hin und plötzlich erinnerte ich mich an einen Spruch: „Es wird gesungen und gelacht und getanzt die ganze Nacht!“

Natürlich, die Naturgeister feiern wieder, jetzt, zur Wintersonnenwende! Und zum Vollmond! Mit diesem Reim im Kopf war ich vor etwa einem Jahr in einer Vollmondnacht aufgewacht und hatte dazu das Bild von der Eiche an der Liethhalle in Obernkirchen vor Augen. Dort feierten, tafelten und tanzten Dutzende von Naturgeistern, sie sangen, erzählten Geschichten und ließen es sich gut gehen.

Der Eindruck des fröhlichen Treibens war so intensiv, dass mich ein Gefühl von Traurigkeit überfiel, dass ich in meiner Welt so eine ausgelassen und unbeschwert feiernde, das Herz erwärmende Gemeinschaft nur selten erlebe.

Als ich vorhin im Wald unterwegs war, hatte ich den Eindruck, dass sie wieder unterwegs sind zu ihrem Versammlungsplatz an der Eiche, die Naturwesen. Verspielt und übermütig, zu Schabernack aufgelegt. Und ich spürte, dass sie uns gerne daran teilhaben lassen.

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