Über Melancholie, Schwermut, Niedergeschlagenheit

Als ich das Buch von Maja Lunde „Die Geschichte der Bienen“ las, wurde ich zum ersten Mal trübsinnig, wenn ich an die Zukunft unserer Erde, unserer Kinder und Enkel dachte. Normalerweise bin ich gegen derartige Anwandlungen gefeit und von einem unerschütterlichen Optimismus geprägt, ein Gottesgeschenk.

Was mir in diesem trüben Zustand geholfen hat, war – neben dem Schluss des Buches, der eine hoffnungsvolle Wendung erahnen lässt – die Konzentration auf alles, was Lebendigkeit atmet. Die Knospen an Bäumen und Büschen, die langsam eine rötliche, gelbe oder grünliche Färbung annehmen. Die wachen, aufmerksamen Augen eines Menschen. Ein Gespräch über meinen Zustand. Ein tröstlicher Gesang. Gemeinschaftliche Unternehmungen mit anderen Menschen.

Mit einem Mal war die trübselige Stimmung verflogen, und ich hatte das Gefühl, wieder in meiner Mitte zu sein. Eine heilsame Resonanz war entstanden zwischen Außen und dem eigenen Inneren, ein Spalt geöffnet für die Schönheit des Lebens, die nun wieder Leib und Seele durchfluten konnte. Irgendwie ist es passiert, irgendetwas Schönes, Lebendiges hat wieder einen Funken Zuversicht entfacht…

Vision oder Illusion?

Langsam entfaltet sich das neue Jahr, manche Pläne vom Anfang des Jahres sind in Vergessenheit geraten, andere entwickeln sich langsam oder schneller. „Wie kann ich wissen, ob mein Traum für dieses Jahr eine Vision oder eine Illusion ist?“ fragte mich eine Freundin.

Nicht einfach zu beantworten, die Frage. Ich überlegte und dachte an meine Erfahrungen mit Träumen, Wünschen, Visionen und Illusionen.

„Das Buch über meine Reisen in den sibirischen Altai war lange Zeit eine Vision,“ begann ich. „Ich hatte den intensiven Wunsch, meine Erlebnisse zu teilen und zu vermitteln, wie eine Gesellschaft aussieht, in der Schamanismus zum Alltag gehört. 2012 war ich das letzte Mal dort, dann habe ich angefangen, Schritt für Schritt diesen Traum, dieses Ziel, in die Tat umzusetzen. Weniger zu arbeiten, um Zeit für das Projekt zu haben. Ein langer Weg lag vor mir: Aufzeichnungen sortieren, schreiben, ändern, anderen zum Lesen geben, überarbeiten, Fotos raussuchen, wieder überarbeiten… Schließlich habe ich mich auf die Suche nach einem Verlag gemacht, war auf Buchmessen, recherchierte im Internet. Natürlich träumte ich von einem renommierten Verlag – doch das stellte sich als Illusion heraus. Schließlich lernte ich einen kleinen, freundlichen Verlag kennen, mit dem ich zufrieden bin.“

„Eine Illusion ist es also, sein Leben lang auf den Jackpot im Lotto zu warten,“ meinte die Freundin, halb lachend, halb bedauernd.

„Ja, das trifft es wohl,“ sagte ich. „Eine Vision ist nicht unbedingt einfach zu erreichen, aber du kannst sie umsetzen, Schritt für Schritt. Wenn sich allerdings nach etlichen Fehlschlägen zeigt, dass sie an bestimmten realen Verhältnissen scheitert – wie meine Suche nach dem renommierten Verlag – muss man sich nach neuen Wegen umsehen.

Nun erzähl doch mal, was ist dein Traum, deine Vision…?“

Stürmische Zeiten, über Synchronizität

Es stürmt, nicht nur der Orkan braust über Dächer und Bäume hinweg, reißt Dächer ab und Bäume um. Auch auf anderen Ebenen stürmt es, in der Politik wie im Privaten. Selbst in einem stabilen, langjährigen Freundeskreis kriselt es plötzlich.

Abwarten, bis der Sturm vorüber ist? Oder die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen, um Angelegenheiten zu klären?

Wenn man die Sterne fragt, lautet die Antwort: Klärung. Der Planet Pluto, der große Zerstörer, der im selben Jahr entdeckt wurde wie die Atombombe, rüttelt sowieso immer wieder an allem, was keinen Bestand mehr hat.

Synchronizität, die (scheinbare) Gleichzeitigkeit von Ereignissen, ist in der schamanischen Weltanschauung ein Zeichen dafür, dass etwas stimmt, stimmig ist. Auch Unstimmigkeiten können stimmig sein in dem Sinne, dass bislang nicht wahrgenommene Risse nun deutlich werden.

Van Gogh und die energetische Seite der Dinge

Seit meiner Schulzeit ist van Gogh, der holländische Maler, der vor allem durch seine Sonnenblumen bekannt wurde, mein Lieblingsmaler. Jetzt konnte ich – nach langem Anstehen vorm Museum – seine Bilder in einer Ausstellung in Frankfurt sehen und war von Neuem fasziniert.

Die Bilder leuchten, sie zeigen nicht nur das äußerlich Wahrnehmbare von Bäumen, Landschaften, Häusern. Van Gogh schafft es durch seine Art, zu malen, auch die energetische Seite von Dingen und Landschaften einzufangen. Sein kurzer, kräftiger Pinselstrich bringt Bewegung ins Bild. Der Künstler hat geschrieben, dass ein „gewisses Ewiges“ im Leuchten, Zittern und Schwingen der Farben zum Ausdruck kommt. Das ist es, was ich als „Energie“ bezeichne, der Strom des Lebens, der alles Lebendige durchfließt.

Maler seiner Epoche vor über hundert Jahren wollten mit ihrer Kunst die Menschen emotional ansprechen und spirituelle Einsichten vermitteln, Werte wie Naturverbundenheit und Wahrhaftigkeit ausdrücken. Zu van Goghs Zeit krempelte die Industrialisierung gerade in rasantem Tempo das Leben der Menschen um. In unserer Zeit ist es die Digitalisierung, die zu mächtigen Umwälzungen führt. Die energetische Seite der Dinge rückt immer mehr ins Bewusstsein, zum Beispiel durch die Aurafotografie. Vielleicht ist das ein Grund, warum van Gogh heute auf so großes Interesse stößt.

Lichtmeß, Imbolc, Fest der jungen Mondin

Dieses Jahr ist die Mondsichel am 2. Februar, dem Tag, an dem traditionell Lichtmeß gefeiert wird, nicht mehr ganz so jung. Aber immerhin haben wir zunehmenden Mond, Halbmond, was zur spirituellen Bedeutung des Festes passt.

Lichtmeß, keltisch Imbolc, ist eins der vier Mondfeste im Jahreskreislauf. Diese sind nicht so bekannt wie die vier Sonnenfeste, die sich auf den Stand der Sonne beziehen: Frühlingsanfang, Sommeranfang, Herbst- und Winteranfang. Die Mondfeste, Lichtmeß, Walpurgis, das Kräuterweihfest und Dunkelheitsfest, auch als Halloween bekannt, verbinden uns mit der Energie der Mondin, die in ihrer zunehmenden Phase Heilung und Wachstum verspricht.

Jetzt gilt es, unsere Träume und Visionen für das neue Jahr bewusst zu machen, in Worte zu fassen, miteinander zu teilen, damit sie sich materialisieren und Wirklichkeit werden können. Indem wir unsere Wünsche und Vorstellungen mit Menschen, die uns unterstützen, teilen, kommen wir ihrer Verwirklichung einen Schritt näher.

Im Keltischen wird übrigens die Göttin Brigid diesem Fest zugeordnet, die Göttin der Heilkunst, Schmiede – und Dichtkunst, des gesprochenen Wortes.

Von der Erkältung erwischt

Jetzt hat sie mich doch erwischt, die Erkältung. Und ich dachte, ich komme diesen Winter drumherum. So ist es nun mal. Der Glaube, wenn ich alles „richtig“ mache, läuft es schon nach meinen Vorstellungen, wird erschüttert. Die Erkältung – oder irgendetwas anderes – haut dazwischen und erinnert daran, dass wir nicht alles in der Hand haben.

Nun ja, angenehm ist er nicht, der jetzige Zustand. Ich tröste mich damit, dass diese „Zwischenfälle“ flexibel halten, aus dem alltäglichen Trott reißen. Nun schlafe ich also viel und mache nur das Notwendigste. Beobachte die Amsel, die auf dem Zaun herumturnt, während ich schreibe und warte ab. Falle aus einem aktiven Modus in einen – nein, keinen passiven, der Begriff „passiv“ ist in unserer Gesellschaft zu negativ besetzt – in einen eher empfängnisbereiten Zustand.

Das Jahr 2020 und der Mond

Astrologisch gesehen spielt der Mond in diesem Jahr die Hauptrolle: ab dem 21. März ist er Jahresregent. Der Mond, die Mondin, die die Wasser auf unserer Erde bewegt, gilt als Hüterin weiblicher Energien, ebenso wie das Wasser. Das weiche Wasser, das den Stein schleift.

Wenn ich von weiblichen Energien spreche, meine ich aktive Empfänglichkeit, Gefühl, Intuition, das Wissen und die Fähigkeiten, die in unserer rechten Gehirnhälfte und der linken Körperhälfte verankert sind. Kreative Energien, die in der Art und Weise, wie wir unser Heim und unsere Beziehungen gestalten, in Poesie und Musik, Kunst und Tanz zum Ausdruck kommen können.

Der Mond fordert uns dazu auf, dass wir uns für das einsetzen, was uns im Innersten bewegt. Die Planeten Pluto und Uranus unterstützen dabei, was nicht immer angenehm ist. Denn sie rütteln an allen Systemen, allen Mustern, allen Verhältnissen, in denen wir es uns bequem machen, obwohl sie nicht mehr stimmig sind.

Mitschwimmen ist das Gebot der Stunde. Aber nicht im gesellschaftlichen Mainstream, dem was andere von uns erwarten, sondern sich in den ureigensten Fluss hinein wagen. Den Fluss des pochenden Herzens, das auf der Suche nach Freundschaft und Freude, Schönheit und Harmonie ist.

Über Freundschaften

Die Weihnachtszeit, Familienzeit, ist vorüber, nun beginnt wieder die Zeit der Freundschaften. Hast du Zeit auf einen Kaffee, einen Tee? Wie war das Fest…? Was hast du vor im neuen Jahr? Der Austausch, vor allem mit Freundinnen, ist für mich so lebensnotwendig wie das täglich Brot.

Die Beziehungen, Verbindungen sind wie ein unsichtbares Netz, das durch den Alltag trägt, gleich, ob es um Alltägliches geht (weisst du, wo ich einen Klempner herkriege?) oder darum Ärgernisse und Freuden, Träume und Visionen zu teilen.

Als vor einiger Zeit mal wieder ein 25. Hochzeitstag gefeiert wurde, habe ich mich gefragt, warum wir nicht auch unsere Freundschaften feiern. Der 50. Freundschaftstag mit einer Schulfreundin, deren Lebensweg etliche Parallelen mit meinem aufweist, ist spurlos vorübergegangen. Das genaue Datum, wann diese Freundschaft begann, wissen wir nicht mehr und vielleicht brauchen wir solche Jubiläen auch nicht, denn die Freundschaft hält, mit oder ohne große Festivitäten. Schön ist es trotzdem, sich ab und zu daran zu erinnern, was für eine Bedeutung diese freundschaftlichen Verbindungen haben. Für mich sind sie eine Quelle von Sicherheit und Verankerung im Leben.

Mein Traum für 2020

An den Kirschbaumzweigen, die ich Anfang Dezember ins Haus geholt habe, zeigen sich erste, weiße Knospen. Das nehme ich als gutes Zeichen fürs neue Jahr, für das, was blühen und wachsen soll 2020.

Und mein größter Traum, bezogen auf das Land und die Menschen in meiner Umgebung, ist der Traum von einem Netzwerk von allen, die sich ein anderes, solidarisches Leben wünschen. Solidarität unter den Menschen, ein solidarisches Miteinander mit den Tieren, Bäumen, allen Lebewesen.

Vielleicht erinnern sich einige an ein Lied, das in den 80ern bekannt wurde: „Es ist genug für alle da, kommt, lasst uns feiern sieben Tage lang…“ In diesem Sinne wünsche ich allen einen guten Start ins neue Jahr, den Segen des Himmels und der Erde. Lasst uns feiern und gemeinsam an einem solidarischen Leben weben!

Weihnachten und Fridays for Future

Beim Waldspaziergang heute kam nicht wirklich weihnachtliche Stimmung auf. Es nieselte, alles wirkte grau in grau. Was fehlte waren weißer Schnee und Sonnenlicht, das sich auf dem Schnee bricht und ihn glänzen und funkeln lässt. Das ist Weihnachtsstimmung – Licht, Glanz und Helligkeit.

Das Wetter macht Schluss mit dieser Vorstellung von Weihnachten, dachte ich. Und es muss nicht so sein, wie es früher war, zumindest in der Erinnerung gewesen ist. Der graue Nieselregen zeigt uns die Realität. Zugegeben, kein besonders aufmunternder Gedanke. Aber was bringt es, Illusionen nachzuhängen?

Auf einer schamanischen Reise, die ich zur Unterstützung von Fridays for Future machen wollte, zeigte mir mein Lehrer aus der geistigen Welt ein großes Bild in Schwarz-Weiß-Tönen. Was ist das? fragte ich. Das ist deine Generation, antwortete er (ich bin in den 60ern). Dann zeigte er mir ein Bild in bunten Farben mit der Bemerkung, dass sei die neue Generation, die Fridays for Future ins Rollen gebracht hat.

Diese neue Generation ist kreativ, sagte er, sie werden mit den Herausforderungen fertig, auch wenn sie nicht sofort Erfolg haben, sie sind erfinderisch und geben nicht auf. Das Problem ist deine Generation, die an den Schalthebeln sitzt. Schwarz-Weiß, einmal auf eine Spur gesetzt, schaut ihr nicht mehr rechts und links.

Ich war betroffen. Was tun? fragte ich. Wieder zeigte mir der Lehrer das schwarz-weiße Bild. Aber jetzt veränderte sich etwas. Langsam, langsam sickerten aus dem bunten Bild Farben ins Schwarz-Weiß. Grün, Blau, Gelb, Rot… Ganz langsam nahmen die Farben Raum ein, verdrängten das Schwarz, sind immer noch dabei scheinbar unverbrüchlich fest stehende Strukturen aufzulösen…

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