Ein Ritual für die Vorfahren

Am Samstag, 29.10.22 hatte der Großmütterkreis der Externsteine eingeladen, um Samhain zu feiern, auch als Halloween, Allerheiligen/Allerseelen, Dunkelheitsfest oder Ahn/innenfest bekannt.

In einem großen Kreis versammeln wir uns bei sonnigem Herbstwetter unterhalb der Externsteine auf einer Wiese. Cora lädt mit wunderbaren Worten die Kräfte der vier Richtungen ein, und alle nennen ihren Namen und Wohnort. Von weit her sind einige Teilnehmende gekommen, die Namen der Städte Düsseldorf und Erfurt fallen.

Dann beginnt der erste Teil der Zeremonie, eine Würdigung der Vorfahren. Wir waren eingeladen worden, Fotos von Verstorbenen mitzubringen. Und nun werden wir von Annette gebeten, von Verwandten und anderen Menschen, die uns etwas bedeuteten, zu erzählen und eine Rose für sie in die schön gestaltete Mitte des Kreises zu legen.

Ich muss an ein Ahninnenfest denken, das wir in den 90er Jahren in Stadthagen gefeiert haben. Damals hatten Ruth und ich die Frauen aufgefordert, sich an ihre Großmütter zu erinnern, ihre Namen zu nennen und von ihnen zu berichten. Einige Frauen waren fast erschrocken, als ihnen bewusst wurde, dass sie die Namen ihrer Großmütter nicht kennen, geschweige denn, etwas von ihnen wissen. Auch ich war mir damals nicht sicher, wie meine Großmutter väterlicherseits genau heißt und konnte mich nur an ihre ausgezeichneten Koch- und Backkünste erinnern.

An diesem sonnigen Samstag an den Externsteinen teilen viele etwas von den Vorfahren mit, die für sie eine besondere Bedeutung hatten und immer noch haben. Zwischen den Beiträgen bewegen wir uns singend im Kreis „Ich gehe und gehe, weite die Kreise, gehe zum Ursprung und Ziel. Ich gehe die Pfade der großen Spirale und singe das uralte Lied.“

Der Vollständigkeit halber möchte ich anfügen, dass wir im zweiten Teil der Zeremonie eine Friedensmeditation für Europa machten, von der ich in einem anderen Blog berichten werde, und dass es zum Schluss um unsere Nachfahren ging, Kinder, Enkelkinder und die kommenden sieben Generationen.

Samhain, Halloween, Allerheiligen, Allerseelen, Dunkelheitsfest, Ahninnenfest…

Es gibt viele Möglichkeiten, den Übergang in die dunkle Jahreszeit zu begehen. Viele Jahre habe ich mit Frauen Anfang November das Ahninnen- oder Dunkelheitsfest gefeiert, das bei den Kelten Samhain hieß. Die Nahtstelle zwischen den Welten ist dünn um diese Zeit, und die Verbindung zu den Ahnen und Ahninnen leicht. Anknüpfend an diese uralten Erfahrungen hat die katholische Kirche die Feiertage Allerheiligen (1.11.) und Allerseelen (2.11.) eingerichtet, an denen der Verstorbenen gedacht wird.

Gegen Abend haben wir uns in einem Kreis von Frauen getroffen, und unser Zusammensein mit einem Tanz eröffnet, der „Spirale ins Ungewisse“ oder dem „Perchtentanz“. Die Percht ist eine Verkörperung der dunklen Göttin, die im Sturmwind angebraust kommt, ungestüm und zerstörerisch, Altes hinwegfegend und so Platz für Neues schaffend. Die Percht weckt unsere wilde Seele, den Teil von uns, der im alltäglichen Funktionieren oft untergeht, übergangen wird, in Vergessenheit gerät. Den Teil in uns, der gerne wild tanzt und laut lacht, der vorlaut und frech ist.

Die Ahninnen, die, die vor uns gegangen sind, sind nicht mehr an Konventionen gebunden, auch wenn ihr Leben vielleicht konventionell verlaufen ist. Sie können uns den Rücken dabei stärken, das zu tun, was für uns wirklich von Belang und wichtig ist, das, was unser Herz uns sagt.

Um uns unseren familiären Vorfahren anzunähern, haben wir uns im Kreis der Frauen von unseren Großmüttern und Urgroßmüttern erzählt. Wie sind ihre Namen? Was verbindest du mit ihnen? Ich erinnerte mich an meine Großmutter mütterlicherseits, Mathilde, mit der ich die Liebe zu Büchern und Gedichten teilte. Aber wie hieß meine Oma väterlicherseits? Ich forschte nach: Martha. Sie stand immer in der Küche, wenn ich zu Besuch kam und konnte wunderbar kochen und backen. Am meisten verbunden fühle ich mich mit meiner Urgroßmutter, von der erzählt wird, dass sie morgens im Garten die aufgehende Sonne begrüßte. Das tue ich auch seit einiger Zeit, egal, was die Nachbarn sich dabei denken mögen.

Diese Zeit ist auch günstig, um mit Hilfe von Tarotkarten oder schamanischen Reisen um Rat in schwierigen Lebenslagen zu bitten. Probiert es aus, die wohlwollenden Wesen aus der Anderswelt, der nichtalltäglichen Wirklichkeit, wollen uns Menschen helfen, uns unterstützen. Aber wir müssen den ersten Schritt machen, sie bitten, Fragen stellen, denn ohne unseren Wunsch dürfen sie sich nicht in unser Leben einmischen.

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