Jahrelang beschäftigte mich eine provozierende Fragestellung:
Sollte es für unspezifische Krankheiten, starke Unruhe, unberechenbares soziales Verhalten, Essstörungen, Verrückt-Sein ein völlig neues Erklärungsmodell geben, jenseits von Schulmedizin und Psychologie? Ein Paradigma, das zumindest für uns im Westen neu ist, während es bei indigenen Völkern auf der ganzen Welt bekannt ist?
Auf diese gedankliche Spur brachte mich ein Buch der Ethnologin Amelie Schenk, in dem sie ihre Feldforschungen bei Schaman/innen im tibetischen Ladakh beschreibt. Dort sind oben beschriebene Phänomene typische Krankheiten und Verhaltensweisen, bevor sich, oft in langwierigen Untersuchungen, herausstellt, dass jemand dazu berufen ist, schamanisch zu arbeiten. Mit der Annahme der Berufung zum Heilen verschwinden diese Phänomene interessanterweise.
Ich beschloss, ähnliche Untersuchungen in Deutschland zu betreiben. In 20 Interviews befragte ich Menschen aus Deutschland, die schamanisch arbeiten, nach ihrem Entwicklungsweg. Zielsetzung war es, zu klären, ob es auch bei uns typische Entwicklungen bei Menschen gibt, die schamanisch arbeiten und ob Parallelen zu indigenen Kulturen festzustellen sind. Die Interviews ergaben bei aller Unterschiedlichkeit – die übrigens auch bei indigenen Völkern vorhanden ist – spezielle Krisen, Merkmale und Ereignisse. Daher ist es mir ein Anliegen, für dieses Phänomen zu sensibilisieren, ohne damit behaupten zu wollen, es handele sich bei jedem psychisch Kranken um einen Schamanen (so wie auch nicht jeder Bauchschmerz auf eine Blinddarmentzündung zurückzuführen ist).
Der Auswertung der Interviews vorangestellt wird eine Definition des Begriffs „Schaman/in“ sowie eine kurze Einführung ins schamanische Weltbild. Kernstück des Buches sind die Beschreibungen der Kindheit und Jugend von schamanisch Tätigen in Deutschland und bei indigenen Völkern, die krisenhafte Berufungsphase, in Sibirien „Schamanenkrankheit“ genannt, die Initiation und Lehrzeit. Im Anhang ist eine statistische Auswertung der Interviews veröffentlicht, der Fragebogen mit den Leitfragen und 10 vollständige Interviews.
Die Studie ist veröffentlicht unter dem Titel „Schamanische Entwicklungswege“ von Cornelia Künzel und im Weissensee-Verlag Berlin erschienen, ISBN-Nr.978-3-89998-246-6.
Am Wochenende haben wir ein Medizinrad abgebaut, weil der Platz im Sommerhalbjahr anderweitig genutzt wird. Das Mandala aus 36 Steinen sah wunderschön aus im Schnee. In der Mitte liegt der Schöpferstein, um ihn herum in einem kleinen Kreis Steine für die Erde, Sonne, Mond und die vier Elemente und ihre Hüter. In dem großen Außenkreis sind Steine für den Osten, Süden, Westen und Norden und für die Tierkreiszeichen. Von jeder Richtung führt ein Pfad aus drei Steinen in die Mitte.
Die Eiche an der Lieth