Je älter ich werde…

Je älter ich werde, desto fremder werden mir die Menschen. Eigentlich merkwürdig, man sollte annehmen, dass mit dem Alter die Menschenkenntnis wächst. Da fangen vernünftige Zeitgenossen plötzlich an, für Politiker wie für Filmstars zu schwärmen. Andere werden schwermütig. Oder hektisch. Oder unflexibel. Oder…

Wer weiß, wie ich auf andere wirke. Ich frage mich, ob sich meine Wahrnehmung geändert hat oder ob ich mich geändert habe oder die Menschen um mich herum? Oder alles zusammen?

Wahrscheinlich fiel es mir früher leichter, Verhaltensweisen, die ich als „aus der Mitte gefallen“ betrachte, einfach anzunehmen und auszubalancieren. Wahrscheinlich versucht jede/r auf seine Art, in diesen schwierigen Zeiten eine Balance herzustellen.

Auch wenn mir manche Verhaltensweisen fremd geworden sind, die Menschen sind ja eigentlich dieselben. Wir alle versuchen, irgendwie den Kopf oben zu behalten. So akzeptiert zu werden, wie wir sind. Mit unseren Eigenarten Teil der menschlichen Gemeinschaft zu sein.

Vision fürs Schaumburger Land

Zu Lichtmess am 2.2.25 haben wir uns mit ein paar Frauen im Auetal getroffen. Ein perfekter Zeitpunkt – die Sonne schien und abends war die neue Mondsichel am Himmel zu sehen. Elke machte mit uns an einer warmen, sonnigen Stelle am Waldrand eine Körperübung, um von Himmel und Erde eine Vision für das neue Jahr zu empfangen.

Ich hatte nicht mit neuen Eingebungen gerechnet. Immer wieder bekomme ich ja den Hinweis, dass meine Aufgabe das Schreiben ist, und ich dachte, das reicht. Tatsächlich ging es auch ums Schreiben, allerdings in einem neuen Zusammenhang.

Ich vermisse bei uns im Schaumburger Land seit langem einen Zusammenhang und Zusammenhalt von Menschen, die auf verschiedenen Ebenen alternativ unterwegs sind. Von Biobauern und Heilpraktikerinnen, Künstlerinnen und Musikern, die Mantrenabende gestalten, Wildnispädagoginnen, Geomanten und vielen mehr.

Es gibt sie – aber vereinzelt oder im kleinen Kreis. Es gibt keine sogenannte „Szene“, keine Treffpunkte, wo man sich locker begegnet, beim Kaffee, beim Singen oder wobei auch immer. Und zwar nicht nur die Ökos (unter sich) oder die, die auf einem spirituellen Weg unterwegs sind (unter sich) oder Kulturschaffende und -Interessierte (unter sich) – sondern alle bunt gemischt und in dem Bewusstsein: wir alle tragen dazu bei, eine Gesellschaft zu schaffen, in der ein gutes Leben für alle möglich ist. Für alle Menschen und für alle Wesen.

Ein solches Bewusstsein könnte einen riesigen Synergieeffekt haben. Und daran möchte ich schreibend mitwirken. Also, wenn ihr Vorstellungen, Ideen oder praktische Hinweise habt, bitte lasst es mich wissen. Ich schreibe gern darüber und verbreite gute Nachrichten!

Mein Wunsch für 2025

„Nato simuliert Atomkrieg“ war Mitte Oktober auf der ersten Seite der Schaumburger Nachrichten zu lesen. Beim Aufräumen fiel mir just zu diesem Zeitpunkt ein Brief der Schaumburger Friedensinitiative aus dem Jahr 1982 in die Hände.

Vor über 40 Jahren ging es um die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen in der Bundesrepublik und anderen europäischen Staaten. Am 10. Juni des Jahres demonstrierten in Bonn eine halbe Million Menschen gegen den sogenannten Nato-Doppelbeschluss. BAP dichtete und sang den Song „Zehnter Juni“, Joseph Beuys „Sonne statt Reagan“.

In Stadthagen wurde eine Friedensinitiative gegründet mit dem Ziel, die Stadt zur atomwaffenfreien Zone zu erklären. „Was kann man tun?“ heißt es in dem Schreiben. „Vielleicht sollten wir hier, wo wir wohnen, anfangen.“ Dafür wurden Unterschriften gesammelt, bekanntermaßen ohne Erfolg.

Ein Friedensmarsch von Berlin nach Wien kam 1982 auch durch Stadthagen. Die Teilnehmer, vorwiegend Frauen und eine Gruppe buddhistischer Mönche, wurden in Liekwegen von Mitgliedern der Friedensinitiative empfangen und mit Essen versorgt, bevor ihr Weg sie über Bückeburg weiter nach Minden führte.

Jahrzehnte später frage ich mich, wo die friedensbewegten Menschen geblieben sind. Die Mittelstreckenraketen wurden damals stationiert und als Folge der Abrüstungsverhandlungen bis Anfang der 90er Jahre wieder abgerüstet. Verlassen wir uns darauf, dass auch heutzutage alles so glatt läuft? Verhandlungen der Supermächte über Abrüstung sind jedenfalls derzeit nicht in Sicht.

Im Januar 1991 demonstrierten in Stadthagen über 1000 Schüler gegen den Golfkrieg. „Hopp. Hopp – alle Waffen stopp!“ und „Wehrt euch, leistet Widerstand – gegen jeden Krieg in jedem Land!“ wurde gerufen. Das war die letzte große Demonstration gegen Krieg in Stadthagen.

Heute steht zunehmend Militarisierung auf der Tagesordnung. Die Aktienkurse der Waffenindustrie klettern in die Höhe. Vielleicht ist es nicht mehr angesagt, Demonstrationen und Unterschriftensammlungen zu machen. Aber eins können wir tun: über die Notwendigkeit von Abrüstung, Verhandlungen und Frieden reden. Auch wenn das nicht gerade im Mainstream liegt.

„Frieden ist nicht alles,“ heißt es, „aber ohne Frieden ist alles nichts.“ Mein Wunsch für 2025 ist eine neue Friedensbewegung.

 

Wintersonnenwende 2024

Es ist Licht im Tunnel der dunklen Jahreszeit zu sehen! Am Samstag, 21.12.24 ist die Wintersonnenwende, und nach einer Zeit des scheinbaren Stillstands werden die Tage wieder deutlich länger.

Für diejenigen, die diesen besonderen Tag mit anderen feiern möchten, hier die Infos zu zwei Zeremonien:

Der Großmütterkreis der Externsteine lädt am 21.12. um 13 Uhr an die Externsteine ein. Sie schreiben: „In unserer Zeremonie werden wir uns hineinbegeben in dieses große Mysterium des Wendepunkts, um für uns persönlich und für die ganze Schöpfungsfamilie Erneuerung und Heilwerden einzuladen und zu erwirken.“ Gaben zur Mitgestaltung wie Gesang und Tänze, Schönes und Kraftvolles für die Mitte und weihnachtliche Plätzchen zum Teilen sind willkommen!

Im Auetal lädt Elke Friedrich zum Jahreskreisfest der Wintersonnenwende in ihr Haus-der-Inneren-Einkehr ein. Thema: Tiefste Dunkelheit und Wiedergeburt des Lichts. Sie bittet um einen Kostenbeitrag von 25 Euro und etwas für ein gemeinsames Essen. Das Haus-der-Inneren-Einkehr ist in 31749 Auetal, Westerwalder Str. 12a.

Wie immer ihr diesen Tag, die Weihnachtszeit, die Raunächte begeht, ich wünsche euch den Segen von Himmel und Erde und aller guten Wesen für diese besondere Zeit.

Die kleinen Unebenheiten des Lebens

Bei Wärme und Sonnenschein fällt es mir leicht, die kleinen Unebenheiten wegzustecken, die das Leben mit sich bringt. Bei kaltem, feuchtem Wetter muss ich schon sehr genau darauf achten, was wirklich passt, damit ich in einem guten Gleichgewicht bleibe.

In diesen Tagen ging mir die Melodie eines altes Adventslieds durch den Kopf, „Oh Heiland reiß die Himmel auf“. In einer Strophe heißt es: „Oh Erd’ hervor dies Blümlein bring, oh Heiland aus der Erden spring“.

Immer wieder musste ich an diese Zeilen denken. Deutet der Text auf ein Gottesverständnis hin, das dem der Naturreligionen ähnelt? Auf eine Vorstellung des Göttlichen, die alles umfasst und einschließt, den kleinsten Grashalm wie den höchsten Berg, die Menschen wie die Tiere, Steine und Engel?

Als ich von einem Adventssingen erfuhr, bei dem man sich die Lieder aussuchen kann, hatte ich spontan Lust, daran teilzunehmen. Das Singen war gut. Der Ort passte für mich nicht. Eine der kleinen Unebenheiten des Lebens.

 

2-Bäche-Weg in Obernkirchen

Samstag wurde der 2-Bäche-Weg im Obernkirchner Wald mit einer Wanderung eingeweiht. Eingerichtet wurde der gut ausgeschilderte Wanderweg vom Naturpark Weserbergland, dessen Aufgabe nachhaltiger Tourismus ist.

Über 30 Menschen starteten am Sonnenbrinkbad und gingen zunächst den Hühnerbach entlang, am jüdischen Friedhof vorbei bis Bornemanns Tannen. Dort bogen wir ab auf den Höheweg und den Lönspfad und folgten dem Liethbach bis zum Golfplatz. Über den Golfplatz und an der Eiche vorbei ging es zurück zum Hühnerbach, insgesamt etwa 6 Kilometer.

Zu Beginn erzählte ich von den drei typischen norddeutschen Quellen im Uhlenbruch hinter dem Schwimmbad, und weitere Informationen gab es zwischendurch über den jüdischen Friedhof, den Zustand des Waldes vom Förster und Historisches über den Bückeberg von Stefan Walter.

Eine gelungene, informative Veranstaltung. Wer den besonderen Zauber dieses Stückchens Erde intensiv erleben möchte, dem empfehle ich allerdings, den Weg allein oder zu zweit im Schweigen zu gehen.

Geht doch!

Den ganzen Tag über bewegte mich eine Frage, ohne dass eine Lösung in Sicht kam. Noch abends vor dem Einschlafen beschäftigte mich das Problem. Langsam überwältigte mich der Schlaf. Kurz bevor ich mich ganz in Träumen verlor, blitzte der Gedanke auf, um eine Lösung zu bitten. Wen auch immer. Das Unterbewusstsein, Spirits, den Großen Geist…

Ich schlief gut in dieser Nacht. Und siehe da – morgens im Aufwachen hatte ich eine Idee! Keine Patentlösung, die mit einem Schlag alle Probleme aus dem Weg geräumt hätte. Aber eine wichtige Einsicht war da, und ein Weg tat sich auf.

Frieden in die Welt bringen – aber wie?

Immer wieder bewegt mich die Frage, was wir tun können, um Frieden in die Welt zu bringen. Organisationen wie „Ohne Rüstung leben“ oder „Ziviler Friedensdienst (ZFD)“ unterstützen, im Umgang mit anderen auf gewaltfreie Kommunikation achten, Gespräche führen über die Möglichkeiten und Chancen gewaltfreien Widerstands, selber innerlich ruhig und friedlich werden… Aber kann das alles sein?

Eine Freundin machte zu dieser Frage eine schamanische Reise, um Wesen aus der nichtalltäglichen Wirklichkeit – manche bezeichnen sie als Engel, andere als Spirits – um Rat und Hilfe zu bitten. Sie kam aus einer leichten Trance mit folgender Antwort zurück: Jede und jeder sollte das tun, was er oder sie am besten kann. Wofür wir auf die Welt gekommen sind. Also das, was unsere Lebensaufgabe ist.

Ich habe junge Menschen erlebt, die geradezu verzweifelt nach ihrer Lebensaufgabe suchten, als es an die Berufswahl ging. Ein Beruf kann, aber muss nicht die Lebensaufgabe sein. Und muss auch nicht bis ans Lebensende ausgeübt werden. Manchmal geht es einfach erst einmal darum, sich in der Welt zu verankern und im Leben zu erden. Um dann weiter zu sehen, wohin das Herz uns führt.

Und das soll zu einer friedlichen Welt führen? Probieren wir es aus, bislang ist dieser Weg noch wenig begangen worden.

 

 

Dummes Zeug

Gerade lese ich in dem Buch von Verena Kast „Was wirklich zählt, ist das gelebte Leben“. Und ich bleibe hängen bei einem Kapitel über Scham.

Schamgefühle entstehen durch den kritischen Blick der Anderen auf uns. „Schäm dich!“ „Wie kann man nur!“ „Das ist ja nicht normal!“ Etc.etc. Sie betreffen uns in unserem existenziellen Sein. Die Folge kann sein, dass man/frau sich nicht mehr zeigen mag. Das kann Kleidung und Körperhaltung betreffen genauso wie unsere Sprache, unsere Erzählungen, unser Verhalten.

Ich kenne aus meiner Kindheit vor allem das elterliche Rumgekrittel, wenn ich den Mund aufmachte. „Red doch mal anständiges Deutsch!“ „Was für dummes Zeug, das ist doch nicht wichtig.“ Etc.etc. Die Folge: siehe oben.

Vor einiger Zeit fasste ich einen weitreichenden Entschluss. Nachdem ich Jahre lang beobachtet hatte, wie viele Menschen mit ungetrübtem Selbstbewusstsein „dummes Zeug“ reden, sagte ich mir: „Das kann ich auch!“ Und das darf ich auch!

Also, wenn ihr demnächst mal den Eindruck habt, dass ich dummes Zeug rede, wisst ihr Bescheid!

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