Mein Wunsch für 2025

„Nato simuliert Atomkrieg“ war Mitte Oktober auf der ersten Seite der Schaumburger Nachrichten zu lesen. Beim Aufräumen fiel mir just zu diesem Zeitpunkt ein Brief der Schaumburger Friedensinitiative aus dem Jahr 1982 in die Hände.

Vor über 40 Jahren ging es um die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen in der Bundesrepublik und anderen europäischen Staaten. Am 10. Juni des Jahres demonstrierten in Bonn eine halbe Million Menschen gegen den sogenannten Nato-Doppelbeschluss. BAP dichtete und sang den Song „Zehnter Juni“, Joseph Beuys „Sonne statt Reagan“.

In Stadthagen wurde eine Friedensinitiative gegründet mit dem Ziel, die Stadt zur atomwaffenfreien Zone zu erklären. „Was kann man tun?“ heißt es in dem Schreiben. „Vielleicht sollten wir hier, wo wir wohnen, anfangen.“ Dafür wurden Unterschriften gesammelt, bekanntermaßen ohne Erfolg.

Ein Friedensmarsch von Berlin nach Wien kam 1982 auch durch Stadthagen. Die Teilnehmer, vorwiegend Frauen und eine Gruppe buddhistischer Mönche, wurden in Liekwegen von Mitgliedern der Friedensinitiative empfangen und mit Essen versorgt, bevor ihr Weg sie über Bückeburg weiter nach Minden führte.

Jahrzehnte später frage ich mich, wo die friedensbewegten Menschen geblieben sind. Die Mittelstreckenraketen wurden damals stationiert und als Folge der Abrüstungsverhandlungen bis Anfang der 90er Jahre wieder abgerüstet. Verlassen wir uns darauf, dass auch heutzutage alles so glatt läuft? Verhandlungen der Supermächte über Abrüstung sind jedenfalls derzeit nicht in Sicht.

Im Januar 1991 demonstrierten in Stadthagen über 1000 Schüler gegen den Golfkrieg. „Hopp. Hopp – alle Waffen stopp!“ und „Wehrt euch, leistet Widerstand – gegen jeden Krieg in jedem Land!“ wurde gerufen. Das war die letzte große Demonstration gegen Krieg in Stadthagen.

Heute steht zunehmend Militarisierung auf der Tagesordnung. Die Aktienkurse der Waffenindustrie klettern in die Höhe. Vielleicht ist es nicht mehr angesagt, Demonstrationen und Unterschriftensammlungen zu machen. Aber eins können wir tun: über die Notwendigkeit von Abrüstung, Verhandlungen und Frieden reden. Auch wenn das nicht gerade im Mainstream liegt.

„Frieden ist nicht alles,“ heißt es, „aber ohne Frieden ist alles nichts.“ Mein Wunsch für 2025 ist eine neue Friedensbewegung.

 

Frieden schaffen ohne Waffen

Meine Freundin A. rief mich vor ein paar Tagen aufgeregt an. Sie kann nicht mehr ruhig schlafen, hat Angst vor dem Ausbruch eines Krieges in der Ukraine. A. ist Russlanddeutsche, in den 90ern ist sie mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen, als Deutsche in Russland in den chaotischen Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wegen der zunehmenden Ethnisierung nicht mehr gern gesehen waren.

A. erzählt mir von einem Projekt, das ihr vorschwebt: Kinder malen Friedenstauben, auf Steine, auf Papier, zuerst hier, dann breitet sich die Bewegung aus… Was für eine Vision!

Auch mich beschäftigt die Situation in der Ukraine. Was tun? Im Internet finde ich eine Petition vom Netzwerk Friedenskooperative. Ich denke an die Mahnwachen bei Ausbruch des Irakkrieges. Früher, und vielleicht auch noch heute, haben Menschen in den Kirchen für Frieden gebetet. Und in einer schamanischen Reise kam von den Geistwesen (Hildegard von Bingen nannte sie Engel) die Antwort, täglich in den vier Himmelsrichtungen um Frieden zu bitten.

Es ist gut, dass unsere Politiker/innen mit diplomatischen Mitteln versuchen, die Krise zu entschärfen. Aber wir dürfen sie in ihrem Bemühen nicht allein lassen.

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