Dekolonisieren

Nachdem mich ein ehemaliger afrikanischer Schüler besucht hatte, fiel mein Blick auf den Wandkalender von Misereor und Brot für die Welt, den ich jedes Jahr geschenkt bekomme. Auf dem großen Kalenderblatt war das Gesicht einer dunkelhäutigen Frau zu sehen.

Ich überlegte, was der junge Mann sich wohl beim Anblick des Bildes gedacht haben mag. Hängen sich Afrikaner auch Kalender mit Fotos von hellhäutigen Menschen an die Wand?

Die farbenprächtig aufgemachten Bilder bringen ein Stück bunte Welt in unsere Stuben – allerdings unter einem Aspekt, der mir nicht gefällt. Arme Frauen, arme Kinder, arme Männer, deren Lebensbedingungen mithilfe von Misereor und Brot für die Welt verbessert werden. Hier in unseren gut ausgestatteten Wohnungen sind wir, die Guten, die spenden – dort die Armen, Bedürftigen.

Warum die Verhältnisse so sind, wird ausgeklammert. Unsere Spenden sind ein Trostpflaster auf Wunden, zu denen die westliche Welt in erheblichem Umfang beigetragen hat.

Ich kaufe lieber im Weltladen ein, was den Produzenten im Süden ein Leben ermöglicht, in dem sie nicht auf Spenden angewiesen sind. Oder ich spende an Organisationen, die auch unsere Regierung in die Pflicht nehmen und Menschen in Auseinandersetzungen gegen Konzerne unterstützen, zum Beispiel um ihr Recht auf Lebensraum in Brasilien, der durch Holzfällungen massiv bedroht ist. (z.B. an die Gesellschaft für bedrohte Völker und Urgewald)

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