Dekolonisieren

Nachdem mich ein ehemaliger afrikanischer Schüler besucht hatte, fiel mein Blick auf den Wandkalender von Misereor und Brot für die Welt, den ich jedes Jahr geschenkt bekomme. Auf dem großen Kalenderblatt war das Gesicht einer dunkelhäutigen Frau zu sehen.

Ich überlegte, was der junge Mann sich wohl beim Anblick des Bildes gedacht haben mag. Hängen sich Afrikaner auch Kalender mit Fotos von hellhäutigen Menschen an die Wand?

Die farbenprächtig aufgemachten Bilder bringen ein Stück bunte Welt in unsere Stuben – allerdings unter einem Aspekt, der mir nicht gefällt. Arme Frauen, arme Kinder, arme Männer, deren Lebensbedingungen mithilfe von Misereor und Brot für die Welt verbessert werden. Hier in unseren gut ausgestatteten Wohnungen sind wir, die Guten, die spenden – dort die Armen, Bedürftigen.

Warum die Verhältnisse so sind, wird ausgeklammert. Unsere Spenden sind ein Trostpflaster auf Wunden, zu denen die westliche Welt in erheblichem Umfang beigetragen hat.

Ich kaufe lieber im Weltladen ein, was den Produzenten im Süden ein Leben ermöglicht, in dem sie nicht auf Spenden angewiesen sind. Oder ich spende an Organisationen, die auch unsere Regierung in die Pflicht nehmen und Menschen in Auseinandersetzungen gegen Konzerne unterstützen, zum Beispiel um ihr Recht auf Lebensraum in Brasilien, der durch Holzfällungen massiv bedroht ist. (z.B. an die Gesellschaft für bedrohte Völker und Urgewald)

Über Flüsse – Weltwassertag 22.März

Gestern war ich an der Weser, dem Fluss, an dem ich geboren bin. Ich saß eine Weile am Ufer und schaute dem silbrig glitzernden, schnell strömendem Wasser zu. Ein beruhigender Anblick.

„Der Fluss fließt“, dachte ich, manchmal tritt er über die Ufer, manchmal führt er so wenig Wasser, dass man meint, durchlaufen zu können, manchmal ist er schneller, manchmal langsamer. Aber er ist da wie vor über sechzig Jahren, als ich geboren wurde. Eine Konstante, wie unruhig auch immer die Zeiten sind.

Heute erhielt ich eine Nachricht der Gesellschaft für bedrohte Völker mit dem Titel „Wenn ein Fluss verschwindet“. Der Rio Tarumä im Mato Grosso in Brasilien war von einem Tag auf den anderen weg. Bei Nachforschungen wurde eine illegale Baustelle oberhalb des indigenen Dorfes Acorizal gefunden. Jemand hat versucht, den Fluss umzuleiten und bis heute ist nicht geklärt, wer (Viehzüchter? Großgrundbesitzer, die Soja anbauen lassen?)

Beruhigend, dass so etwas illegal bei uns nicht möglich ist. Beunruhigend, dass so ein Angriff auf die Natur und das Leben von Dorfbewohnern, denn das bedeutet das Versiegen des Flusses, überhaupt möglich ist.

Am 22. März ist Weltwassertag. Ein Tag, um uns für das Wasser zu bedanken, das bei uns so reichlich fließt!

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