Unterschiedliche Arten zu trommeln

Ein Zufall brachte mich auf ein schamanisches Festival. Dort machte ich eine überraschende Erfahrung. Ich lag warm und gemütlich in meinem Zelt und war am Einschlafen. Vom Platz herüber hörte ich Trommeln. Ich trommele selbst seit Jahrzehnten bei bestimmten Anlässen und liebe die Klänge der Trommel. Aber diesmal gingen sie mir auf den Geist!

Der Rhythmus klang in meinen Ohren wie Marschmusik, eins, zwei, drei, vier, eins, zwei… Mit der Betonung auf eins. Immer wenn es leiser wurde und das Trommeln zum Abschluss zu kommen schien, gab wieder jemand einen schnellen Takt vor und alle fielen erneut ein. Mir kam es wie ein Wettstreit vor – wer hält am längsten durch.

Am nächsten Tag hörte ich von einer der Beteiligten, dass eine unglaublich starke Energie in dem Trommelkreis entstanden wäre. Und ich musste an die unterschiedlichen Arten denken, wie die Trommeln in der Altairegion benutzt wird.

Fünf Länder teilen sich das Altaigebirge, Kasachstan, die Republik Altai, Tuva, die Mongolei und China. In Tuva und der Mongolei ist heftiges, lautes Trommeln an der Tagesordnung. In der Republik Altai hingegen wird die Trommel nur in Heilungssitzungen angewandt, wenn es darum geht, ein besonders schweres Problem zu lösen. Das Land ist zu empfindlich, sagte mir dort eine Schamanin, als ich sie fragte, warum sie nicht trommelt.

Ein Regenschauer beendete die nächtliche Trommelsession auf dem Festival. Danach setzte ein starker Sturm ein, der einiges an Verwüstung mit sich brachte.

Draußen schlafen

An heißen Tagen habe ich ab und zu unter freiem Himmel geschlafen. Erdhuckel und kleine Aststückchen schienen sich am Anfang trotz der Isomatte in meinen Leib zu bohren. Aber bald schon entspannte sich mein Rücken und schmiegte sich an den Boden. Der Wind strich leise rauschend durch die Zweige der Birken und Haselnussbüsche, bewegte die warme Luft und brachte einen Hauch von Kühle.

Die Erde unter mir und die Natur um mich herum fühlte sich wach und lebendig an. So, als ob die Erde, die Gräser und Sträucher mich und alles wahrnehmen könnten. Tiere waren nicht zu hören, sehen oder spüren – auf kleine Krabbler habe ich gerne verzichtet. Doch es hätte mich nicht gewundert, wenn plötzlich ein Zwerg am Rand des Schlafsacks gestanden hätte.

Plötzlich fühlte auch ich mich wach und Energie geladen, obwohl mich die Hitze kurz zuvor noch niedergedrückt hatte. Ein erster Stern blinkte am Nachthimmel auf, die Dunkelheit senkte sich langsam herab, und da erkannte ich das Sternbild des Großen Bären über mir. Irgendwann müssen mir in meinem behaglichen Nest die Augen zugefallen sein, denn ich wachte auf, als es anfing, zu dämmern. Da war plötzlich die Musik wieder da. Eine schlichte Melodie in meinem Kopf, die ich lange nicht vernommen hatte.

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