Ein Zufall brachte mich auf ein schamanisches Festival. Dort machte ich eine überraschende Erfahrung. Ich lag warm und gemütlich in meinem Zelt und war am Einschlafen. Vom Platz herüber hörte ich Trommeln. Ich trommele selbst seit Jahrzehnten bei bestimmten Anlässen und liebe die Klänge der Trommel. Aber diesmal gingen sie mir auf den Geist!
Der Rhythmus klang in meinen Ohren wie Marschmusik, eins, zwei, drei, vier, eins, zwei… Mit der Betonung auf eins. Immer wenn es leiser wurde und das Trommeln zum Abschluss zu kommen schien, gab wieder jemand einen schnellen Takt vor und alle fielen erneut ein. Mir kam es wie ein Wettstreit vor – wer hält am längsten durch.
Am nächsten Tag hörte ich von einer der Beteiligten, dass eine unglaublich starke Energie in dem Trommelkreis entstanden wäre. Und ich musste an die unterschiedlichen Arten denken, wie die Trommeln in der Altairegion benutzt wird.
Fünf Länder teilen sich das Altaigebirge, Kasachstan, die Republik Altai, Tuva, die Mongolei und China. In Tuva und der Mongolei ist heftiges, lautes Trommeln an der Tagesordnung. In der Republik Altai hingegen wird die Trommel nur in Heilungssitzungen angewandt, wenn es darum geht, ein besonders schweres Problem zu lösen. Das Land ist zu empfindlich, sagte mir dort eine Schamanin, als ich sie fragte, warum sie nicht trommelt.
Ein Regenschauer beendete die nächtliche Trommelsession auf dem Festival. Danach setzte ein starker Sturm ein, der einiges an Verwüstung mit sich brachte.