Die Rechte der Natur: Respekt

Wie oft habe ich ohne nachzudenken, ohne zu fragen, einem Bach, einem Fluss, dem Wind, dem Feuer oder der Erde etwas zur Transformation übergeben, energetisch überlassen, das ich loswerden wollte. Einen Herzschmerz, ein unangenehmes Gefühl, miese Gedanken.

Als ich heute wieder einmal an einem Bächlein etwas abstreifte, das mich belastete, wurde ich durch eine Stimme aufgerüttelt. „Ich möchte klar und unbelastet Freude in die Welt bringen“, hörte ich den Bach sprechen. „Behalt deine Lasten für dich.“ Ich war betroffen über die Einsicht, mit welcher Selbstverständlichkeit ich jahrelang die Elemente benutzt hatte, um mich besser zu fühlen. Wie in einem Supermarkt hatte ich mich ihrer bedient – allerdings weitgehend ohne dafür zu bezahlen.

Es gibt natürlich Orte, denen wir Belastendes, Gefühle und Gedanken zur Transformation übergeben können. Das sind Plätze, die diese besondere Aufgabe haben. Aber nicht jeder Ort und jedes Element ist jederzeit dafür geeignet. Auch die Elemente und Orte möchten respektvoll behandelt werden wie wir Menschen auch. Das bedeutet: fragen, bitten, danken, ein Geschenk zurücklassen…

In Neuseeland ist 2017 der Fluss Whanganui zu einer Person erklärt und mit juristischen Rechten ausgestattet worden. Was für ein großartiger Schritt!

Mond und Wandel

Vor einer Woche war der Vollmond groß und auffällig zu sehen. Jetzt befinden wir uns in der Zeit des abnehmenden Mondes, eine gute Zeit, um loszulassen, was nicht mehr zu uns und in unser Leben passt. Dinge, Menschen, Situationen, was auch immer können wir der Mondin anvertrauen und Richtung Westen schicken zur Transformation.

Wir leben in einer Zeit des ständigen Umbruchs, und wer könnte uns besser lehren, Schritt zu halten mit diesen Umwälzungen als der Mond? Jetzt nimmt er ab, zu Neumond ist er verschwunden, dann nimmt er 14 Tage wieder zu, bis zum nächsten Vollmond, und der Zyklus beginnt von Neuem. Abnehmen, Neumond, Zunehmen, Vollmond…

Wenn wir uns einschwingen in den 28-29 tägigen Zyklus dieses Himmelsgestirns, das Gezeiten des Meeres, Biorhythmen von Menschen, Tieren und Pflanzen und das Wetter beeinflusst, kann uns das dabei unterstützen, auch Veränderungen in unserem Leben, bei anderen Menschen und in der Gesellschaft mit mehr Gelassenheit wahrzunehmen.

Lichtmess, Fest der jungen Vision 2024

Die Knospen der Forsythienzweige in meiner Vase färben sich langsam gelb, und abends bleibt es ein wenig länger hell. Das Sternzeichen Wassermann – anders als das „Wasser“ im Namen vermuten lässt, wird es dem Element Luft zugeordnet – hat den Steinbock abgelöst und die Regie übernommen. Das stürmische Wetter passt zu diesem Übergang!

Der Monat Februar naht und damit das erste Jahreskreisfest, das Anfang Februar gefeiert wird. Lichtmess, das Fest der jungen Mondsichel, der neuen Vision. Dieses Jahr haben wir erst am Freitag, 9.2.24 Neumond, und der Sichelmond wird frühestens um den 10./11. Februar zu sehen sein. Doch im Allgemeinen wird das Fest unabhängig vom Lauf der Mondin Anfang Februar begangen.

Im Mittelpunkt des ersten Jahreskreisfestes steht das zunehmende Licht, daher auch der Bezug zum zunehmenden Mond. Und wie immer bei diesen Festen geht es nicht nur um das, was auf der sichtbaren Ebene geschieht, sondern auch um das nicht oder noch nicht Sichtbare. In diesem Fall um das Licht in uns, das wachsen möchte. Wofür brenne ich, was lässt mich aufatmen und strahlen?

Noch ist die Zeit nicht gekommen, dieses kleine, innere Licht, dieses zarte Pflänzchen, zu manifestieren. Doch wir können es benennen und dann bewusst hüten und nähren, bis es sich – vielleicht zum Frühlingsanfang – hinauswagen kann in die Stürme des Lebens.

 

Über Synchronizität

Es war gegen Mittag, und das Telefon klingelte. Ich saß gerade am Schreibtisch an einer Geschichte über unerwartete Geschenke, die ich in meiner Kindheit erhalten hatte. Selten genug kam das vor – und in Erinnerung geblieben ist mir das Staunen und die Freude über unvorhergesehene Süßigkeiten. Damals eine Seltenheit für mich.

Als das Telefon klingelte, konnte ich mich kaum von diesen Erinnerungen losreißen. Umso größer war meine Überraschung, als am anderen Ende der Leitung eine Nachbarin war und mich fragte, ob ich zum Mittagessen kommen wolle. Sie hatte einen Topf Kürbissuppe gekocht, den sie alleine nicht aufessen konnte. Gerne sagte ich zu und saß wenige Zeit später bei ihr am Esstisch. Ein unerwartetes Geschenk!

Ich erzähle diese kleine Episode, weil darin das Konzept von Synchronizität deutlich wird, bei uns im allgemeinen als Zufall bezeichnet. In der schamanischen Betrachtungsweise steht die Gleichzeitigkeit von Ereignissen, die Synchronizität, dafür, dass es (worum immer es gerade geht) so stimmt und stimmig ist. Wenn man zum Beispiel überlegt, einen neuen Schritt im Leben zu machen und in derselben Sekunde der Lieblingsvogel am Himmel auftaucht, ruft er uns zu: „Schwing dich auf, tu’s!“

Für mich war die warme Kürbissuppe an diesem Tag auf jeden Fall stimmig!

Leben unter Rehen

Wieder einmal muss ich unbedingt ein Buch empfehlen. Der französische Autor, Geoffrey Delorme, hat sieben Jahre lang unter Rehen gelebt! Nicht nur stundenweise, nein, Tag und Nacht. Er hat sich weitgehend ernährt wie Rehe, hat sich ihren Rhythmus zu eigen gemacht. Hat sich zähmen lassen, wie er es ausdrückt.

Das Gemeinschaftsleben der Rehe, vor allem in der kalten Jahreszeit, hat mich stark beeindruckt. Ohne diese kleinen Gruppen, die ihn praktisch adoptiert haben, hätte Delorme nicht im Wald überleben können. Nach sieben Jahren ist er zurück in die sogenannte Zivilisation gegangen, um die Menschen aufmerksam zu machen auf diese wunderbaren Wesen, die nahezu unbemerkt von uns in den Wäldern leben. Und vor allem um der steten Eingrenzung ihres Lebensraums entgegen zu wirken.

Seitdem sehe ich den Wald und die Rehe mit anderen Augen. „Leben unter Rehen“ heißt das Buch von Geoffrey Delorme.

Wieder im All-Tag

Der letzte Besuch ist abgefahren, nun freue ich mich wieder auf meinen All-Tag. Ja, der Alltag umfasst alles. Lautes und Leises, Arbeit und Ruhe, Ärger und Freude – einfach Alles, was das All uns zu bieten hat.

Unser Job ist es, das wahrzunehmen. Und Balance zu halten, damit tatsächlich Alles seinen angemessenen Platz im All-Tag findet.

Jahresrückblick 2023

Für mich war die große Herausforderung des Jahres 2023, innerlich in Balance zu bleiben. Auch wenn persönlich und familiär die Dinge einen ruhigen Verlauf nahmen, sorgten die gesellschaftlichen und politischen Krisen und die Kriege für Beunruhigung. Als ich über einen Rückblick auf das vergangene Jahr nachdachte, fielen mir zunächst nur diese negativen Ereignisse ein.

Aber wie gut, dass es Menschen gibt, die die Erinnerung an anderes wach halten. Auf dem Weihnachtsmarkt sprach mich eine Bekannte auf die Broschüre über Quellen und Bäche an, die dieses Jahr von der Schaumburger Landschaft herausgegeben wurde. Dieses wichtige Ereignis hatte ich komplett vergessen, dabei war ich an der Herstellung intensiv beteiligt. Ich war völlig überrascht, wie ich so eine wichtige Angelegenheit vergessen konnte – schließlich hatte ich zwanzig Jahre darauf gewartet (allerdings zwischendurch die Hoffnung aufgegeben…).

Dabei fällt mir ein Sprichwort ein, das ich erstmals in Schaumburg hörte: „Kaum wartet man zwanzig Jahre, schon tut sich was.“ Ich hoffe nur, dass wir, was die Krisen und Kriege angeht, nicht so lange warten müssen.

Wintersonnenwende, Zeit des LIchts oder der Dunkelheit

Die Wintersonnenwende wird meist als Fest des Lichts gefeiert, so hat es sich auch durch die christliche Tradition überliefert. Ziriah Voigt bezeichnet das in ihrem spannenden Buch „Ritual und Tanz im Jahreskreis“ als patriarchales Erbe.

Voigt beschreibt, dass wir im November-Jahreskreisfest (Dunkelheitsfest, Allerheiligen/Allerseelen etc.) mit dem Tod konfrontiert werden. Jetzt, Ende Dezember, ist Sterben nicht mehr das Hauptthema, von der Entwicklung der Natur her betrachtet. Aber es bleibt noch dunkel, Licht bricht sich nur mühsam Bahn.

Die Autorin und Ritualleiterin bezeichnet diese Zeit als eine Zeit des Stillstands und der Schwere, als einen Zustand wie vor Beginn aller Zeit und Form, eine „schwarze Dunkelheit“, in der die Möglichkeit für jegliches Werden liegt. Das ist, nach Ziriah Voigt, matriarchales Wissen: aus der Dunkelheit entsteht alles, was ist. Und in diese Zeit, in diesen Zustand hinein, können wir Wünsche für das neue Jahr geben.

Ungefähr bis zum nächsten Jahreskreisfest, Lichtmess, dauert die schwarze Dunkelheit. Anfang Februar dann wird es deutlich heller und lichter, ein neuer Zyklus bricht an.

 

Eine Geschichte über Freundlichkeit

Ein weiser Mensch hat einmal gesagt, dass Freundlichkeit im Umgang miteinander wichtiger sei als Liebe. Dazu fiel mir in der Vorweihnachtszeit eine Geschichte ein, die ich als Kind erlebt habe. Ich wollte meiner Mutter eine Schüssel zu Weihnachten schenken, eine ganz bestimmte hellblaue Keramikschüssel, die im Fenster eines Haushaltswarengeschäfts stand.

Ich hatte meine Spargroschen gezählt und fand, dass ich eine ganze Menge Geld besaß. Das sollte für eine Schüssel wohl reichen. Gemeinsam mit meinem kleinen Bruder nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, und wir betraten den Laden, in dem wir nie zuvor gewesen waren. „Guten Tag, diese blaue Schüssel möchte ich kaufen,“ sagte ich zu der Verkäuferin und deutete ins Schaufenster.

Sie holte das Gefäß und stellte es auf dem Ladentisch ab. „Eine schöne Schüssel,“ sagte sie. „Soll es ein Geschenk sein?“ Ich nickte. „Ja, für meine Mutter zu Weihnachten.“ Die Verkäuferin packte die Schüssel in rot-weiß-grünes Geschenkpapier ein und band eine rote Schleife darum.

Währenddessen kramte ich meine Groschen aus der Geldbörse und legte sie auf den Tresen. Die Verkäuferin – vielleicht war es auch die Inhaberin des Geschäfts – zählte das Geld und stockte. „Oh, da fehlt noch etwas,“ meinte sie. Ich schüttelte mein Portemonnaie auf dem Tresen aus, aber es war leer. „Meine Mutter braucht unbedingt diese Schüssel,“ stammelte ich, während mir die Tränen kamen und mein Bruder fest nach meiner Hand griff.

Die freundliche Frau muss meine Not bemerkt haben. „Das Kind muss die Schüssel haben,“ murmelte sie. Dann räusperte sie sich und sagte. „Gut, ich kann den Preis für die Schüssel etwas heruntersetzen, sie hat einen kleinen Kratzer an der Seite.“ Den hatte ich zwar nicht bemerkt, aber das war mir gleich. Sie reichte mir das Paket. Erleichtert atmete ich aus „Vielen, vielen Dank“, verabschiedete ich mich, und verließ überglücklich mit meinem Bruder und dem Geschenk für meine Mutter den Laden.

Jahrelang war die Salatschüssel in unserer Familie im Gebrauch, gefüllt mit Kartoffelsalat, grünem Salat mit weißer Soße oder Gurkensalat mit Dill, bis sie irgendwann verschwunden ist. Geblieben ist mir vor allem die Erinnerung an die Freundlichkeit der Verkäuferin, die ohne viele Worte zu machen, begriffen hat, dass es einfach diese Salatschüssel sein musste und die damit ein Kind – und auch eine Mutter – glücklich gemacht hat. So überwältigt muss ich von der Großzügigkeit dieser Frau gewesen sein, dass mir diese Geschichte als eine der wenigen Erinnerungen an meine Kindheit im Gedächtnis geblieben ist.

 

Alles verändert sich

Die grauen Tage, in denen sich die Sonne nicht ein einziges Mal zeigte, haben mir ein wenig zugesetzt. Der Optimismus, sonst meine Grundeinstellung zum Leben, hatte sich verflüchtigt. Düstere Gedanken über Vergangenheit und Zukunft machten sich breit.

Meine Generation, die 68er, die angetreten war – wie wahrscheinlich viele Generationen vor uns und auch nach uns – die Dinge besser zu machen als unsere Vorfahren, hat das nicht geschafft, dachte ich. Den Klimawandel haben wir im letzten Jahrhundert weitgehend ignoriert, obwohl Wissenschaftler schon vor über 50 Jahren davor warnten. Und die Notwendigkeit, koloniale und nachkoloniale Abhängigkeiten aufzuarbeiten und faire Beziehungen zu den Ländern des Südens zu entwickeln, kommt viel zu schleppend in Gang. Mit den Folgen der Versäumnisse müssen wir – und vor allem unsere Kinder und Enkel – leben.

Dann begegnete mir in einer Buchhandlung eine Karte mit einem Porträt von Frida Kahlo und einem Ausspruch von ihr:

„Nichts ist absolut,

Alles verändert sich,

Alles bewegt sich,

Alles dreht sich…“

Wie ein Mantra gehen mir seitdem diese Worte durch den Kopf… Alles verändert sich…

 

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