Über Bewusstseins hebende Gruppen

Kürzlich fiel mir ein Buch aus den 90er Jahren wieder in die Hand „Zurück zur weiblichen Weisheit“. Mehrere Frauen beschreiben darin ihre Zugänge zu Spiritualität in der Frauenbewegung, Luisa Francia, Ute Manan Schiran, Zsuzsanna Budapest und andere.

Z. Budapest habe ich damals in einem Workshop kennenlernen können, der tiefgreifende persönliche Auswirkungen auf mich hatte. Im Anschluss fasste ich den Mut, mit Frauen zusammen die Jahreskreisfeste zu feiern.

Als ich in dem Buch einen Artikel von Z. Budapest über Bewusstseins hebende Gruppen lese, muss ich an die vielen Frauen- und andere Gruppen denken, an denen ich als Teilnehmerin oder Leiterin beteiligt war. Wichtig war in jeder Gruppe, dass jede/r in der Runde sprechen konnte, ohne unterbrochen zu werden – für manche eine Übung im Sprechen, für andere eher ein Training im Zuhören, auf jeden Fall heilsam für alle Beteiligten. Urteile oder Ratschläge waren nicht gefragt, im Anschluss wurde gemeinsam nach dem roten Faden in allen Geschichten gesucht.

Ein ähnliches Vorgehen finde ich heute unter dem Begriff „Council“ wieder. Das Eschwege-Institut bietet zum Beispiel Grundlagenseminare und Ausbildungen an, um diese gewaltfreie und gemeinschaftsbildende Kommunikationsform kennen zu lernen. In einem Flyer wird Council als Ausdruck einer Haltung beschrieben, die Präsenz und Achtsamkeit in die Beziehung zu sich selbst, zu anderen und zur Natur einlädt.

Genau wie die Frauengruppen, die im Rahmen der neuen Frauenbewegung Ende des letzten Jahrhunderts entstanden, sind die Councilgruppen heute ein wirksames Mittel zur Selbsthilfe und Gemeinschaftsbildung.

Lässt sich durch Reden alles klären?

Früher war ich der Ansicht, alle Unstimmigkeiten und Missverständnisse ließen sich durch ein vernünftiges Gespräch klären. Diese Vorstellung hat mittlerweile arg gelitten. Sowohl im privaten als auch im politischen Bereich spricht vieles dagegen.

Allein mit der sogenannten Vernunft kommen wir offensichtlich nicht immer weiter. Inzwischen vermute ich, dass Gespräche nur dann für alle Seiten befriedigende Lösungen bringen können, wenn auch das Herz beteiligt ist.

Aussprachen im Kreis, bei denen alle vom Herzen her sprechen. Das heißt, sich der eigenen Gefühle und Motivationen bewusst zu sein. Ein Redestab geht herum, jede/r redet oder schweigt solange er/sie braucht. Die anderen hören zu. Und wenn sie an der Reihe sind, reden sie über sich, nicht über jemand anderes. Ich bin traurig, wütend, ängstlich… Und nehme wahr, wie du dich fühlst.

Die Methode stammt von indigenen Stämmen aus Amerika. Unter dem Begriff „Council“ wird sie von Gesa und Holger Heiten im Eschwege-Institut weitergegeben. (www.eschwege-institut.de)

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