Nahrung für die wilde Seele

Ich liege auf einer Decke im Garten unter der Kirsche, an einem dieser warmen Spätsommernachmittage. Ein Halbrund von Büschen hat sich um den Kirschbaum gebildet, nur zum Teil von mir angepflanzt, zum Teil haben sie sich selber angesiedelt. Im Kreis des dichten Buschwerks liege ich geborgen und abgeschirmt gegen neugierige Blicke.

Ich schaue mir die Ligusterhecke zu meiner Linken genauer an und entdecke, dass im Liguster auch Eiche und Ahorn wachsen, Himbeere und Brombeere, die stachelige Berberitze und die dunkle Eibe sowie ein paar andere Sträucher, deren Namen ich nicht kenne. Was für eine Kraft diese wildwachsenden Pflanzen haben! Ich spüre ihre starke Energie, und tiefes Wohlbehagen breitet sich in mir aus.

Die alten Gartenbaumeister wussten noch um die Bedeutung des Wildwuchses für die Naturgeister und uns Menschen. In den französischen Gartenanlagen, zum Beispiel in den Herrenhäuser Gärten in Hannover, gibt es neben den abgezirkelten Beeten, Rasenflächen und Wegen auch Areale, in denen Bäume und Sträucher frei wachsen dürfen, Horte von Lebenskraft.

In meinem Garten versuche ich, Wildnis und Kultur in der Waage zu halten. Was nicht immer so einfach ist, da ich neugierig bin auf alles, was sich auch ohne mein Zutun entfalten möchte.

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