Alternative Projekte 4: Sandra Walschek, die Töpferin aus dem Auetal

Die zierliche Frau, mit der ich in der Sonne neben ihrem Hof im Auetal sitze, hat viel ausprobiert in ihrem Leben. Zuletzt war sie zehn Jahre als Journalistin tätig. „Und dann war es für mich an der Zeit, vom Kopf in die Hände zu kommen,“ erzählt sie.

Seitdem arbeitet Sandra Walschek mit Ton und stellt Schalen, Teller, Tassen und andere Gebrauchsgegenstände her. „Töpfern ist etwas ganz Urtümliches,“ sagt sie, „es verbindet mit den vier Elementen. Der Ton ist Erde, Wasser braucht man zum Formen, Luft zum Trocknen und Feuer zum Brennen.“

Am Anfang war die größte Hürde für die begeisterte Töpferin, dass sie keinen Brennofen hatte. Doch bald kam eine Möglichkeit auf sie zu, sie konnte richtig loslegen und stellte eine Auswahl ihrer Produkte ins Internet. Wie groß war ihr Erstaunen, als sie weltweit Nachfragen erhielt: aus Singapur, Texas, Hawaii.

„Es ist der Zeitgeist, der Handgemachtes wieder im Trend sein lässt,“ erklärt sie die Nachfrage. „Ich arbeite ohne Drehscheibe und kombiniere mehrere Handaufbautechniken wie Pinching (Daumendruck) und Slab-Buildung (Plattenaufbau).“ Unregelmäßigkeiten, Abdrücke, die durch die Bearbeitung entstehen und teils rustikale Glasuren sind Sinn der Sache und stehen für das japanische „Wabi Sabi“, die Schönheit im vermeintlich Hässlichen zu sehen. Der Entstehungsprozess ist dadurch auch noch in der fertigen Keramik fühlbar.

Hier schließt sich für Sandra Walschek ein Kreis zur schamanischen Weltsicht und Philosophie. Das Schöne und das Hässliche, Perfekte und Unperfekte, Tod und Leben gehören zusammen, die Gegensätze verbinden sich.

„Töpfern kann ein Stück Selbstfindung sein,“ sagt sie. Im einfachen handwerklichen Tun kann man die Schwelle von „Ich kann das nicht…“ überwinden, was häufig beim Singen oder Zeichnen ein Hindernis darstellt. Ihr Wunsch ist es, mit anderen bei der gemeinsamen Arbeit am Ton, ganz losgelöst von Leistungsdruck, in den Austausch zu kommen.

Hier ist Sandra Walscheks Keramik zu sehen: https://www.etsy.com/de/shop/SalafeuKeramik

Alternative Projekte 3: Sylvia Wollwert und Healing Nature

Als junge Frau Mitte zwanzig war Sylvia Wollwert 1991 auf Visionssuche bei Sun Bear, einem indianischen Lehrer vom Bear Tribe. Visionssuche, das bedeutete vier Tage und Nächte allein im Wald zu verbringen, in einem Streichholzfichtenwald im Wendland, erzählt sie. Für Sylvia war diese Zeit eine entscheidende Erfahrung, um eine tiefe Verbindung zur Natur und zu ihrer eigenen Kraft herzustellen. Sie begann, neben ihrer Tätigkeit beim Fernsehen eine Ausbildung bei Sun Bear und den Lehrer/innen des Bear Tribe, um selber Menschen auf diesem Weg zu begleiten.

Zehn Jahre später, auf einer Weiterbildung, einem Training für Visionssucheleiter/innen bei Meredith Little und Steven Foster in Big Pine, Kalifornien, bekräftigte sie ihren Entschluss, ihrer Berufung zu folgen und sich ganz auf die Arbeit mit Menschen in der Natur zu konzentrieren. Sie wohnte zu dem Zeitpunkt noch in Berlin und bat um klare Zeichen, wie und wo sie sich selbstständig machen könnte. Die Zeichen kamen, und schon ein paar Monate später zog Sylvia Wollwert in den Landkreis Schaumburg.

Hier gründete sie im Mai 2002 den Verein „Healing Nature“. Die ersten Seminare waren sofort ausgebucht, Visionssuchen in ganz Deutschland und Italien fanden statt, eine gute Bestätigung für ihr Vorhaben. „Und dann wurde es schwierig, es meldeten sich weniger Leute für meine Seminare an“, berichtet die Seminarleiterin. „Es war, als ob mir die Frage gestellt wurde, ob ich wirklich diese Arbeit machen will.“ Und sie wollte! Sie zog nicht die Konsequenz, dass ihr Projekt nicht richtig ist, sondern sagte sich, wenn es sein muss, gehe ich putzen, aber ich mache weiter.

Eine Wende trat mit einer weiteren eigenen Visionssuche ein. Ihr Vertrauen ins Leben wuchs, Zweifel schwanden und sie stellte fest, dass für alles, was sie wirklich brauchte, das Geld vorhanden war. Auf die Frage nach besonderen Höhepunkten und Erfolgen ihrer Arbeit, fallen Sylvia zuerst die Kinderprogramme ein. Zahlreiche Kinder und Jugendliche hat sie an die Natur heranführen können und mit „Firenight“ und „Wilde Kinder“ berührt. Auch die Ausbildung „Ritualgestützte Naturprozessbegleitung“ ist ein Highlight ihres Veranstaltungsprogramms, das neben Visionssuchen auch Schwitzhütten, Medizinradarbeit, Medicinewalks und individuelle Prozessbegleitung enthält.

  Sylvia beim Smudgen (Räuchern)

Sylvia Wollwert sieht ihre Tätigkeit, die Sensibilisierung von Menschen für die Natur und ihre eigene Natur als Teil eines großen Wandels, der notwendig ist, um den Herausforderungen unserer Zeit wie dem Klimawandel begegnen zu können. Ihr größter Wunsch ist es, im Landkreis ein Waldstück, vielleicht mit einem Bauwagen oder Häuschen, zu finden, wo sie die Teilnehmer/innen ihrer Seminare ungestört an die Begegnung mit der Natur heranführen kann.

www.healing-nature.de

s.wollwert@visionssuchen.de

Alternative Projekte in Schaumburg 2: Britta Raabe und die RaabenWolle

Britta Raabe und ich sitzen in ihrer gemütlichen Küche in einem alten Bauernhaus bei Tee 
und Kuchen, und sie erzählt von den Anfängen ihres Projekts „RaabenWolle“. 
„Ich hatte die tollsten Schafe, Ostpreußische Skudden. Auf dem Ökomarkt in Rinteln 
hatte ich mich in einen Schafsbock verliebt – und kurze Zeit später stand "Norbert", so 
hatte ich ihn spontan genannt, mit vier Schafsdamen auf der Obstbaumwiese. Jetzt hatte 
ich auch die tollste Wolle und war neugierig, was man damit anfangen kann. Die Leute 
sagten zwar, das sei keine gute Wolle, aber ich wollte nichts wegwerfen. Ja, ich wurde 
richtig dickköpfig, und dachte, da muss doch was zu machen sein… Dann fing ich an zu 
filzen und vegetarische Felle herzustellen.“
Vor Energie sprühend schildert sie, dass sie Schritt für Schritt ihrer Neugier und ihrem 
Wunsch, zu gestalten, gefolgt ist. „Ich bin offen für neue Ideen und habe jede Gelegenheit 
genutzt, die sich mir geboten hat. Zuerst waren die Schafe da, dann das Filzen und das 
Spinnen!“
Auch zum Spinnen kam die lebhafte Frau auf dem Ökomarkt, wo sie Christel aus dem 
Extertal mit ihrem Spinnrad traf. „Ich habe Hummeln im Hintern,“ sagt Britta. „Und ich 
dachte, spinnen wird mir gut tun, das ist Meditation in Bewegung.“ Sie lernte spinnen, 
was nicht so einfach ist, wie es aussieht. Da sie sich für die technische Seite des Vorgangs 
interessierte („Liegt es an mir oder am Rad, wenn etwas nicht klappt?“), war sie nach 
einiger Zeit in der Lage, Spinnräder zu reparieren.
Und wieder war es der Ökomarkt, der sie einen Schritt weiter brachte. Britta Raabe war 
mit Spinnrad und einem Schild vertreten: „Spinngruppe - wer macht mit?“ In der Gruppe 
konnte sie ihre Freude an der Wollverarbeitung teilen. Sie entdeckte, dass sie gut erklären 
kann und dass es ihr Spaß macht, anderen das Spinnen zu vermitteln. 
Knapp zehn Jahre lang gab sie Kurse und reparierte Spinnräder, bis sie eines Tages merkte, 
dass sie diese Arbeit nebenbei nicht mehr schaffen konnte. Dies war die bislang größte 
Herausforderung für sie: ihre Bedenken und Zweifel zu überwinden und zu sagen: Ja, ich 
mache mehr draus. Kaum hatte sie diesen inneren Schritt getan, fand sie Unterstützung. 
Ein Freund half ihr, eine gute Website zu erstellen, und nachdem sie sich getraut hatte, 
so in die Öffentlichkeit zu gehen, setzten große Veränderungen in ihrem Leben ein. Sie 
erhielt von allen Seiten positiven Zuspruch, zahlreiche Kontakte entstanden und neue 
Türen öffneten sich: "RaabenWolle" zieht Kreise. 
Zum Abschluss unseres Gesprächs zeigt mir die kreative Frau ihre Spinnräder, eine 
Kostbarkeit aus dem viktorianischen England, ein Rad aus Neuseeland, ein hübsches, 
kleines aus Tirol, eine Neuentwicklung von einem Ingenieur aus Mecklenburg… Ich lerne 
etwas über Faserlänge, übers Verzwirnen und entspanntes Garn. 
Ihre Freude am Experimentieren lässt Britta Raabe immer wieder Neues ausprobieren. 
Sie spinnt Perlen ein und hat sogar in einem Wollknäuel zusammen einen Fasermix aus 
Wolle von Skudden, einem Hund, einer Angoraziege und einem Langhaarmeerschweinchen 
versponnen!
Wer mehr erfahren möchte, hier ist ihre website: www.raabenwolle.de

Alternative Projekte in Schaumburg 1: Architektur und Geomantie

Heike Decher, Architektin aus Rinteln, ist wie viele ihrer Generation noch frei in der Natur aufgewachsen. Ihr erstes größeres Projekt nach dem Schritt in die Selbständigkeit war der Bau eines modernen Einfamilienhauses in einem wunderschönen alten Obstgarten. Wie kann es gelingen, Architektur an einem solch zauberhaften Ort entstehen zu lassen und das Idyll weiter zu erhalten, fragte sie sich. Gemeinsam mit ihren Auftraggebern wurden dann wertvolle Sträucher und Bäume gerettet, zeitweise umgesiedelt und später wieder integriert.

Es zeigte sich schon Beginn ihrer Arbeiten, was für sie als wichtigstes Anliegen gilt: Bauen für die Menschen, aber im Einklang mit der Natur. Ihr Schwerpunkt ist dabei – neben Aspekten der Baubiologie und Nachhaltigkeit – die Frage, wie sich die Bedürfnisse der Bauherren in Harmonie mit der Umgebung verwirklichen lassen. Ein Gebäude sollte sich in die Umgebung einfügen, Rücksicht nehmen, wo gefordert, das ist eine ihrer wichtigen Devisen. Dieser Ansatz führte sie zu einer mehrjährigen Ausbildung in Geomantie und altem Bauhüttenwissen, den traditionell europäischen Kenntnissen u.a. der Energien von und in Mutter Erde und deren Einflüsse und Bedeutung sowie der Umgang damit.

So zeigt die Architektin auf der Grundlage erster Entwurfsideen nach einer Grundstücksuntersuchung anhand von Zeichnungen z.B. Energieverläufe von außen zum Haus oder im Haus selber, um die Raumkonzeption zu optimieren. Oder sie führt die Bauherren in einer Visionsreise durch ihr zukünftiges Haus, um so deren Bilder entstehen zu lassen, die dann wiederum mit dem Ort in Einklang gebracht werden. Die konkrete Planung kann dadurch oft recht schnell umgesetzt werden, vereinfacht den Entwurfsprozess und führt zu hoher Zufriedenheit bei allen Beteiligten, sagt die Architektin.

In den Bauprozess bezieht sie selbstverständlich traditionelle Rituale ein: von der sog. Inbesitznahme des Ortes über die Grundsteinlegung, das Richtfest und die Übergabe- bzw. Willkommensfeier wird immer wieder Bewusstsein geweckt, dass das Bauen, insbesondere des eigenen Lebensraums, eine sehr bedeutsame Handlung ist – für Mensch und Umgebung. So werden bei der Inbesitznahme z.B. die vorhandenen Bäume, Pflanzen und Wesenheiten begrüßt, wenn notwendig werden letztere auch „umgesiedelt“, um die Bauarbeiten wohlwollend begleiten zu können anstatt einfach dem Bagger zum Opfer zu fallen. Bauherrschaften und besonders auch deren Kinder, die sich auf diese Art des Hausbauens einlassen, sind immer wieder begeistert – vor allem wenn dann diese Baustellen einfach reibungsloser ablaufen als sie von anderen Erfahrungen zu hören bekommen.

Heike Decher arbeitet gern in Teams, und es ist ihr wichtig, dass ein gutes Verhältnis untereinander besteht. Hausbau ist ein Gemeinschaftsprozess, dessen Gelingen auf guter, wertschätzender Zusammenarbeit basiert. Sie ist der Ansicht, dass die Arbeiten von allen gewürdigt und entsprechend natürlich auch entlohnt werden müssen. „Wenn allgemeingültige Prinzipien und Naturgesetzmäßigkeiten, die Beziehungen zum Ort, zur Erde sowie der Beteiligten untereinander zum Wohle aller gelingen, dann sind am Ende alle begeistert,“ ist ihre langjährige Erfahrung. Durch die Verbindung von westlichem Wissen des Bauens und der Architekturgestaltung mit dem bewahrten indigenen Wissen von Erde, Natur und Kosmos schwingt ihre Vision im Hintergrund mit vom erfüllten Leben für alle Wesen in lebenswerten Räumen.

Interessierte können unter www.atrium7.de mehr über die Arbeit der Architektin erfahren.

 

Alternative Projekte in Schaumburg

Ab Februar stelle ich in meinem Blog einmal monatlich Menschen vor, die bei uns im Schaumburger Land alternative Projekte ins Leben gerufen haben. Von A wie Architektur+Geomantie (damit geht es los) über B wie Biobauer und W wie Waldkindergärten bis Z wie ???.

Mein Wunsch ist es, die verschiedensten alternativen Ansätze bekannt zu machen und zu vernetzen. Und da es mit Treffen derzeit schwierig aussieht, habe ich mich entschlossen, zunächst mit meinem Blog zu beginnen. Mal schauen, was sich noch entwickelt…

Durch meine Mitarbeit im 1-Weltladen Stadthagen habe ich das Konzept des „Guten Lebens“, „Buen Vivir“, kennengelernt. Es wurde von indigenen Völkern in Südamerika entwickelt, bekannt wurde es durch den ecudorianischen Wirtschaftswissenschaftler und Politiker Alberto Acosta. Kernpunkte bilden das Leben in der Gemeinschaft und die harmonische Beziehung zur Natur.

Das Konzept des „Guten Lebens“ ist kein Rezeptbuch, eher eine Philosophie, eine Plattform, um Antworten auf die Herausforderungen unserer Gesellschaften zu finden. Antworten, die alle Bereiche des Lebens betreffen, soziale, wirtschaftliche, ökologische, spirituelle und politische.

Für mich sind die unterschiedlichen Projekte, die ich hier vorstellen möchte, lauter kleine und größere Leuchtpunkte auf dem Weg zu einer Gesellschaft, in der wir „eine neue Form des Zusammenlebens der Bürger und Bürgerinnen in Vielfalt und Harmonie mit der Natur aufbauen“, wie es in der Präambel der Verfassung von Ecuador heißt.

P.S. Wenn ihr Vorschläge habt, wessen Projekt in diesem Rahmen unbedingt vorgestellt werden sollte, meldet euch bitte!

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