Es war bei einem Einkauf in Stadthagen. Ich benötigte dieses und jenes, was mir der freundliche Verkäufer gerne herbeischaffte. „Und wie wäre es noch mit einem halben Pfund Frieden?“ meinte er, als ich mein Portemonnaie zückte. „Ein ganzes Pfund würde ich auch nehmen,“ erwiderte ich. „Ach, den anderen müssen wir ja auch noch etwas lassen,“ war seine Antwort.
Frohen Mutes verließ ich das Geschäft. Es freute mich, dass es noch andere Menschen gibt, die sich nach Frieden sehnen. Und die sich vielleicht auch vorstellen können, dass Frieden nicht nur mit militärischer Stärke erreicht werden kann.
Hoffnung auf eine friedlichere Welt machte mir auch der Artikel in einem großen bundesdeutschen Nachrichtenmagazin mit dem Titel „Ziviler Widerstand statt Aufrüstung“. Der Autor hält ein Plädoyer für einen aufgeklärten Pazifismus. Landesverteidigung: ja. Alles was darüber hinausgeht, wie zum Beispiel Atomwaffen, die bis Moskau reichen: nein.
Beeindruckt hat mich sein Hinweis auf eine umfangreiche Studie der US-amerikanischen Wissenschaftlerinnen Chenoweth und Stephan. Die beiden haben über 300 Fälle von bewaffnetem und zivilem Widerstand untersucht und kamen zu einem Ergebnis, das sie selbst überraschte. Gewaltfreie Gegenwehr war in den letzten 100 Jahren beinahe doppelt so erfolgreich wie bewaffneter Widerstand.
ziviler Widerstand
Sicherheit neu denken
Mich begeistert das Positiv-Szenario 2025 – 2040 der Initiative „Sicherheit neu denken“. Die Vordenker dieses neuen Sicherheitskonzepts haben von den Initiatorinnen der Energiewende gelernt: Es ist notwendig, eine langfristige Strategie zu entwerfen.
Wie schaffen wir eine nachhaltige Friedensordnung, die unterschiedliche Sicherheitsinteressen berücksichtigt? Und wie kann Europa zur Überwindung des Dominanzstrebens von Russland, China und der USA beitragen und der Umstieg von einer militärischen zu einer zivilen Sicherheitspolitik gelingen?
Ausgangspunkt ist unter anderem die Untersuchung von Erica Chenoweth und Maria J. Stephan. Die US-amerikanischen Wissenschaftlerinnen haben über 300 Aufstände und Bürgerkriege zwischen 1900 und 2006 in aller Welt analysiert und festgestellt, dass gewaltfreie Widerstandsbewegungen mehr als doppelt so erfolgreich waren wie gewaltsame.
Das Konzept der Initiative „Sicherheit neu denken“ beschreibt fünf notwendige Schritte auf diesem Weg:
– Entwicklung einer starken Demokratie, die Krisen zivilisiert bewältigt
– ökologisch, sozial und wirtschaftlich gerechte Außenbeziehungen
– Förderung nachhaltiger Entwicklung der EU-Anrainerstaaten
– Investitionen in eine starke UNO und OSZE statt in die Bundeswehr
– Konversion von Bundeswehr und Rüstungsindustrie
Wer mehr wissen möchte: www.sicherheitneudenken.de sowie das Buch „Warum ziviler Widerstand funktioniert“ von E. Chenoweth und M.J.Stephan (eine Zusammenfassung ist von der Initiative herausgegeben worden)