Gedanken zur Situation an der polnischen Grenze

Menschen ertrinken im Mittelmeer, erfrieren in den Wäldern an der polnischen Grenze. Und wir sitzen mitten in Europa im gemachten Nest. Eine unerträgliche Situation, aber was tun? Petitionen im Internet unterschreiben, Spenden für die Seebrücke, kann das alles sein? Ich schreibe aus einem Gefühl der Hilflosigkeit heraus.

In einer schamanischen Reise sagte ein Geistlehrer, dass Europa, weltweit und von einer höheren Warte aus gesehen, ein Ort des Herzens und der Liebe ist. Unsere Demokratie ist aus den Erfahrungen von Kriegen und Leid entstanden, sie ermöglicht uns Menschlichkeit zu leben, und sie muss geschützt werden. Doch die Abwehr von Menschen ist kein Schutz.

Meine Vermutung ist, dass durch die Möglichkeit eines fließenden Kommens und Gehens zwischen Ländern und Völkern eine Balance entstehen kann. Schon jetzt zieht es ja viele jüngere und auch ältere Menschen aus Deutschland in ferne Länder. Jüngere aus Abenteuerlust oder aus beruflichen oder privaten Gründen, ältere genießen gern im Winter das milde Klima in südlichen Gegenden. Und Menschen aus anderen Ländern zieht es aus den unterschiedlichsten Gründen zu uns.

Es ist die Angst, die dem Hin- und Herfließen von Menschen im Wege steht. Die uns hindert, auszuprobieren, was geschieht, wenn wir uns nicht gegen Entwicklungen stemmen, die sowieso nicht aufzuhalten sind, sondern uns dem Strom des Lebens – und der Menschen – mutig öffnen. Schützen müssen wir uns und die Demokratie vor Diktatoren, vor Machthabern auf politischer und wirtschaftlicher Ebene, nicht vor Menschen.

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