Naturgeister unter Beton

Noch etwas schläfrig sitze ich früh morgens in einer Arztpraxis und warte auf eine Routineuntersuchung. Vor mir eine weiße Wand, keinerlei Ablenkung, auch das Handy bleibt in der Tasche.
Ich spüre hinunter in meine Füße und – geschult durch jahrelanges, geomantisches Training – tiefer hinab in die Erde. Materiell erdig fühlt es sich an, ohne die spirituelle Komponente, die das Element Erde auch haben kann. Dann richte ich meine Aufmerksamkeit nach oben, ins Scheitelchakra und höher, über das Dach des Gebäudes hinaus. Von dort oben nehme ich keine unterstützenden, spirituellen Energien wahr. Deutliche Zeichen dafür, dass es hier nur um das Materielle, nicht um geistige, emotionale oder spirituelle Komponenten von Krankheit und Gesundheit geht.
Als ich nach der Untersuchung noch einmal im Wartezimmer sitzen muss, schaue ich nach draußen. Das Haus mit Praxis und großem Parkplatz ist erst kürzlich errichtet worden, rundherum türmen sich Erdhügel, von Wildkräutern überwuchert. Etwas tiefer gelegen ist eine dichte Hecke, hinter dem Komplex ein Wäldchen und ein schmaler Bachlauf. Ich frage mich, wo die guten Erdenergien zu finden sind.
Plötzlich vernimmt mein inneres Ohr die Stimme von Naturgeistern, die durch den Bau vertrieben wurden. Sie tummeln sich jetzt auf engem Raum und wissen nicht wohin. Ich spüre ihre Schmerzen, ihren Verlust und bin kurz davor, aufs Handy zu schauen, um mich von diesem leidvollen Zustand abzulenken. „Nicht mal kurze Zeit kannst du unser Leid aushalten, und wir sind dem ständig ausgeliefert,“ höre ich sie sagen. Beschämt stecke ich das Handy weg. Setze mich weiter ihrer Bedrängnis aus.
Was tun? Mitgefühl, das ist in erster Linie dringend nötig. Und darüber hinaus? Ich habe den Eindruck, dass die Naturgeister kurz davor sind, sich „umzudrehen“, aus guten, hilfreichen Wesen zu bösartigen zu werden, die in ihrer Not auch uns Menschen piesacken können.
Was sie benötigen, da das Haus nun einmal gebaut ist, ist Schönheit ringsum und im Haus. Rosen und andere blühende Pflanzen, mit denen sie sich verbinden können. Vielleicht auch eine Zeremonie zur Versöhnung mit den Menschen, die ihnen dieses Unheil angetan haben.

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