Gerade lese ich ein Buch von Klaus Mann (Sohn von Thomas Mann), das im Berlin der 20er, Anfang 30er Jahre im 20.Jahrhundert spielt. Vieles könnte heute genauso beschrieben werden. Zum Beispiel Sonja auf dem Kurfürstendamm, wo „unendlich viele aggressive Reize, feinste Schwingungen, die bissen und enervierten“ auf sie zukommen. Coole junge Leute, ältere Menschen, die sie für gefühllos halten. Freie Liebe, Schwulentreffs. Und Politik.
Als ich die politischen Äußerungen lese, locker dahingeworfen auf Parties Anfang der 30er Jahre, also vor fast 100 Jahren, erschrecke ich. Man sollte in die Schweiz auswandern und dort in Ruhe abwarten, was in Deutschland passiert, sagt da jemand. Noch vor Hitlers Machtergreifung. Was wussten die Menschen, was spürten sie?
Und wie ist es heute? Wenn heute Politiker sagen, in vier Jahren müssen wir kriegstüchtig sein. Nehmen wir das ernst? Stellen wir uns vor, dass tatsächlich Krieg „ausbrechen“ könnte? Und wer lässt ihn „ausbrechen“, von der Leine los? Ist uns bewusst, dass Bückeburg mit dem militärischen Hubschrauber-Ausbildungszentrum bevorzugtes Angriffsziel sein kann? So wie Industrieanlagen, Eisenbahnen, Autobahnen…
Wer die Aussagen von Politikern, das eigene Leben und das von Kindern und Enkelkindern ernst nimmt, kann nur eins tun: sich gegen Militarisierung und Krieg aussprechen. Sicherheit muss neu gedacht werden.
P.S. Das Buch von Klaus Mann heißt „Treffpunkt im Unendlichen“ und ist 1932 erstmals erschienen